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Blamage für die Briten

■ Die Untersuchung der Morde von Gibraltar beginnt

Von der britischen Untersuchung der SAS-Todesschüsse, die heute in Gibraltar beginnt, ist - außer einer Blamage für die britische Regierung - nicht viel zu erwarten. Untersucht wird lediglich, ob die Erschießung der drei unbewaffneten IRA-Mitglieder „legal“ war. Sollte das Gericht den Zeugen glauben, die behaupten, daß sich die IRA-Leute bereits ergeben hatten und der SAS dennoch weiterschoß, so bleibt den Soldaten der jederzeit anwendbare Ausweg der „putativen Notwehr“. Wer wollte ihnen das Gegenteil beweisen?

Der Auftraggeber des staatlichen Mordes, die britische Regierung, steht in Gibraltar nicht vor Gericht. Dabei war mit dem Einsatzbefehl für den SAS das Schicksal der IRA -Einheit bereits besiegelt: Bei SAS-Aktionen gibt es niemals Überlebende. Ebensowenig wird untersucht werden, ob die Todesschüsse Teil der britischen Nordirland-Politik sind. Am Dienstag hat der SAS wieder zugeschlagen: Im nordirischen Carrickmore wurden drei IRA-Mitglieder aus dem Hinterhalt von der SAS erschossen. Die Todesschützen haben gelernt: Diesmal gab es keine Augenzeugen.

Übereinstimmend war in beiden Fällen die britische Desinformationspolitik: Auf Attentat folgt Nachrichtensperre. Nach Gibraltar hatte die britische Regierung fälschlich gemeldet, die IRA-Leute seien schwer bewaffnet gewesen und hätten bereits eine Bombe gelegt. Hingegen wurde das unabhängige Fernsehen ITV heftig attackiert, weil es ein Interview mit einer Zeugin gesendet hatte: Dadurch könnten die Geschworenen beeinflußt werden. Die offiziellen britischen Falschmeldungen können nach Ansicht der Regierung wohl keinen Einfluß auf Geschworene ausüben.

Ralf Sotscheck

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