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Südafrikas Abzug

Langsam geht der Winter auf der südlichen Halbkugel zu Ende, jeden Tag spürbarer bricht sich die Sonne ihre Bahn durch den leichten Nebelschleier des „Cacimbo“, der kühlen Trockenzeit zwischen Juni und September. Jahr um Jahr bliesen die Regierungstruppen um diese Zeit zur großen Offensive gegen die „südafrikanischen Aggressoren“ und „ihre Marionetten von der Unita“, der von Südafrika ausgehaltenen Rebellenarmee. Aber dieses Jahr ist von einer Septemberoffensive keine Rede. Gegen den Rat einflußreicher Generäle hat die angolanische Regierung entschieden, dem Friedensprozeß im südwestlichen Afrika seine Chance zu geben. In der Hauptstadt Luanda spricht man im übrigen vorsichtiger vom „Prozeß allmählicher Normalisierung“. In der vergangenen Woche sind die südafrikanischen Truppen schätzungsweise 3.000 Mann - fristgemäß aus dem Süden Angolas abgezogen. Was ist das - unter völkerrechtlichen Gesichtspunkten - anderes als „Normalisierung“?

Letzten Dienstag hat die südafrikanische Armee im Norden Namibias ihren „vollständigen Abzug aus Angola“ gefeiert. Vielleicht weil sie noch einmal glimpflich davon gekommen ist. Jedenfalls meint das der angolanische Generalstabschef Antonio dos Santos Franca „Ndalu“. Ihm zufolge haben die angolanischen und kubanischen Militärs - bei Geheimverhandlungen Ende Juni auf den Kapverdischen Inseln den Südafrikanern freies Geleit zugesichert. Pretorias Truppen waren zu diesem Zeitpunkt vor den Toren der monatelang umkämpften Stadt Cuitocuanarale regelrecht versandet. Nachdem ihnen ein überraschender Vormarsch der angolanisch-kubanischen Einheiten den Rückzug nach Süden abgeschnitten hatte, saßen sie mit ihren schweren Artilleriegeschützen fest. Die hätten sie beinahe vor Ort zurücklassen und über eine ausgesprochen schlechte Piste zurück nach Namibia marschieren müssen. „Wir haben ihnen diese unnötige Demütigung erspart, um eine Vertrauensbasis zu schaffen“, erläutert Generalstabschef Ndalu. Er macht auch keinen Hehl daraus, daß er den „Medienrummel um den südafrikanischen Abzug“ für eine gestohlene Show hält.

Wenn die angolanische Armee auf Jamba, das Unita -Hauptquartier im äußersten Südosten des Landes, marschieren würde - wie im vergangenen Jahr -, könnte das Südafrika als Vorwand für eine neuerliche Invasion dienen - oder für den Abbruch der Friedensgespräche.

So ist denn dieses Jahr auch nur von „Säuberungsoperationen“ die Rede. Das freilich vermittelt falsche Vorstellungen vom Kräfteverhältnis - angesichts der massiven Angriffe der Unita, die in zehn der 17 angolanischen Provinzen operiert.

Seit dem 10.August also, seit der Waffenstillstand zwischen Angolanern und Kubanern einerseits und den Südafrikanern andererseits in Kraft ist, haben die Überfälle und Anschläge der schätzungsweise 50.000 Rebellen unter ihrem Anführer Jonas Savimbi spürbar zugenommen. Die nördlichen Provinzen und insbesondere die Erdöl-Enklave Cabinda sind in den letzten Wochen zu ihren wichtigsten Operationsgebieten geworden. In der zwischen Kongo und Zaire eingezwängten, strategisch wichtigen Cabindaprovinz laufen ökonomische Interessen quer zu den militärischen Fronten: Dort wachen kubanische Soldaten über die Förderanlagen der US -amerikanischen Ölfirma Chevron Gulf, deren Abgaben an Angolas Regierung unter anderem ihre eigene Besoldung finanzieren. Gleichzeitig hält Washington die sabotierenden Unita-Rebellen aus.

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