Mit oder ohne Savimbi?

■ Die USA wollen, daß der von Südafrika bezahlte Unita-Chef Jonas Savimbi für eine Weile ins Exil geht

Morgens und abends kräht der „Schwarze Hahn“. So heißt die von den Unita-Rebellen betriebene Kurzwellenstation, deren Nachrichten von allen zur Kenntnis genommen werden - was freilich niemand offen zugibt. Und sei es nur, um der Regierungspropaganda die Waage zu halten. geht man morgens um sieben und abends um acht Uhr auf Unita-Wellenlänge, um neues vom „Genossen Dr.Jonas Savimbi“ zu erfahren. „Selbst in der Sprache und dem Ton gibt es kaum Unterschiede zur Regierung“, erzählt ein enttäuschter Lehrer. „Am Ende fragt man sich, warum sich die Unita und das hiesige Regime eigentlich so erbittert bekämpfen.“ In der Tat, das hat ohne Zweifel mit historisch verankerter Stammessolidarität und persönlichen Ambitionen zu tun. Gewiß ist, daß die seit 1975 regierende MPLA (Volksbefreiungsbewegung Angolas) nicht daran denkt, mit Savimbi die Macht zu teilen. Das glaubt von der Regierung ganz zu schweigen - auch ein guter Teil des in Luanda akkreditierten Diplomatischen Corps. „Es würde neuerliche Instabilität mit sich bringen und alles noch schwieriger machen. Wir haben seit Jahren eine international anerkannte, legitime Regierung. Es kann heute nur darum gehen, sie auch innenpolitisch unbestreitbar zu machen“, umreißt ein Botschafter die vorherrschende Meinung. Sein US -Kollege sähe das sicher anders, aber mangels diplomatischer Beziehungen zwischen den Vereinigten Staaten und Angola kommt seine Auffassung vorläufig nur durch die afrikanische Hintertür zur Geltung. Das benachbarte Zaire, die Elfenbeinküste und Marokko - allesamt enge US-Verbündete empfehlen mit wachsendem Nachdruck eine „Politik nationaler Versöhnung“ in Angola.

Die Regierung in Luanda hält das für ein trojanisches Pferd, das Savimbi hoffähig machen soll. Das ändert freilich nichts daran, daß es mangels militärischer Entscheidung schließlich zu einer politischen Verständigung kommen muß. Bislang schlägt die Regierung nur eine vage Amnestie vor, mit der vor zehn Jahren bereits die rivalisierende FNLA -Guerilla vereinnahmt wurde. Das Dilemma für sie ist nur, daß es Frieden weder mit noch ohne Savimbi geben kann. Mit ihm nicht, weil das - unmittelbar - die politische Identität und - mittelbar - die Macht des MPLA-Regimes in Frage stellen würde. Ohne ihn nicht, weil Savimbi zwar von Südafrika angetrieben und ausgehalten wird, sich aber auch nicht aufs Propagandaschema des Rassistenbüttels reduzieren läßt. Da schlägt sich die angolanische Regierung mit einer ambitiösen und charismatischen Persönlichkeit herum, die ohne Zweifel die Mehrzahl der heutigen Minister überragt. Und selbst wenn die Stadt Jamba überrannt und Savimbi aus dem Land getrieben würde, wäre das Problem des einheimischen Banditentums nicht gelöst - wie schon die Erfahrung mit der „Renamo“ in Mozambique zeigt.

In den Augen der Amerikaner und ihrer afrikanischen Verbündeten gibt es nur einen Ausweg: Savimbi müßte ins „selbstgewählte Exil“ gehen. Ein staatsmännischer und vorübergehender Abtritt, der die Regierung in Luanda unter erheblichen Druck setzen würde. Wollte sie dann nicht als „Spalterin der Nation“ erscheinen, so müßte sie ihre Reihen und den Staatsapparat den „verlorenen Söhnen der Unita“ öffnen. Langfristig würde das auch eine Erweiterung - und Modifizierung - ihrer Machtbasis bedeuten. Denn bislang steht die MPLA-Regierung auf tönernen politischen Füßen: In einem Land mit rund zehn Millionen Einwohnern zählt die „Avantgarde-Partei“ ganze 40.000 Mitglieder. Kämen die Unita -Kader dazu, dann sähe diese Partei wohl bald anders aus. Savimbis Abtritt würde jedenfalls den Abschluß der Namibia -Verhandlungen sichern und die Grundlagen für Frieden in Angola legen. Aber ob sich Savimbi auf die vage Aussicht eines späteren Triumphes hin wirklich zurückzieht, ist mehr als zweifelhaft. Außer vom Temperament des vor allem opportunistischen Generals wird sie unter anderem davon abhängen, ob Südafrika weiterhin bereit ist, für ihn zu bezahlen.