DGB-Krach um Antifa-Bündnis

In Göttingen fordert die Gewerkschaft der Polizei den Austritt des DGB aus einem Antifa-Bündnis / Der Grund: Die Autonomen sitzen mit am Tisch / Heute Entscheidung über weitere Mitarbeit des DGB  ■  Von S.Brahms und M. Thorausch

Göttingen (taz) - Wenn GewerkschafterInnen und Autonome ein Bündnis eingehen, ist dies ungewöhnlich. Nicht verwunderlich ist es dagegen, daß ein derartiges Bündnis rechten DGBlern ein Dorn im Auge ist.

Das „Antifaschistische Bündnis“ in Göttingen ist in seiner Art in der Bundesrepublik wohl einmalig: Seit über einem Jahr sitzen GewerkschafterInnen, autonome AntifaschistInnen, Grüne, linke Hochschulgruppen und andere an einem Tisch, um die zunehmenden faschistischen Aktivitäten im Raum Göttingen zu bekämpfen. Bisher fanden Veranstaltungen und Demonstrationen in Northeim, Göttingen und Mackenrode - Sitz eines FAP-Zentrums - statt. Die Mitglieder des Bündnisses haben sich auf ein „Demo-Konzept“ geeinigt, das es für alle Beteiligten möglich macht, gemeinsam zu demonstrieren. So werden den Autonomen Farbbeutel zugestanden, wird ihnen erlaubt, auf Demos alles zu benutzen, „was unter dem Wacker liegt“, wie sich ein Mitglied des Arbeitskreises ausdrückt.

Von Anfang an war dieses Bündnis Anfeindungen ausgesetzt. Zielscheibe ist vor allem der DGB-Kreisvorsitzende Michael Zimball, der sich aktiv an der Anti-fa-Arbeit beteiligt. Besonders von seiten der Gewerkschaft der Polizei (GdP) wird kritisiert, daß hier eine Zusamenarbeit zwischen GewerkschafterInnen und einer Gruppierung stattfindet, die sich als „militant“ bezeichne und die die Bundesrepublik als „imperialistischen Staat“ ablehne.

Die GdP fordert jetzt vom DGB „sofortige Aufkündigung der Mitarbeit im antifaschistischen Bündnis“. Begründet wird diese Forderung mit den Göttinger Silvesterkrawallen 1980/81 und der sogenannten Scherbendemo 1986. Beide Aktionen sollen angeblich von der autonomen Antifa initiiert worden sein. Ob sich die linken GewerkschafterInnen vor diesem Hintergrund gegen jene druchsetzen können, die das Bündnis lieber heute als morgen aufkündigen wollen, ist ungewiß. Heute entscheidet der DGB-Kreisvorstand über seine weitere Mitgliedschaft.

Trotzdem konnte das antifaschistische Bündnis gestern in Göttingen eine Antifa-Woche erfolgreich beenden. Rund 500 Menschen demonstrierten gestern gegen Faschismus und Krieg. Anlaß der Antifa-Woche war eine von der Landsmannschaft Ostpreußen anberaumte Gedenkfeier zu Ehren der im Ersten und Zweiten Weltkrieg Gefallenen - mit 2.000 Besuchern eines der größten Militaristentreffen Norddeutschlands.