: Luneplates Chance
■ In einer Petition im niedersächsischen Landtag sehen die von Räumung bedrohten KleingärtnerInnen ihre letzte Chance
Auf einer Sondersitzung des Gemeinderates Loxstedt wurde in der letzten Woche mit den Stimmen der SPD-Fraktion das Luneplate-Industrie-Konzept weitgehend bestätigt. So sollen 400 Familien am Ende dieses Monats ihre Laubenpieper-Kolonie verlassen. Als Grund wird die nah bevorstehende Ansiedlung eines nicht näher genannten Industrie-Betriebes angegeben. Betroffen von der Zerstörung des Naherholungsgebietes sind vor allem Arbeitslose, Rentner und andere sozial Schwache, die seit fast 20 Jahren dort ihren Freizeitbeschäftigungen nachgehen.
Eine Petition der 'Interessengemeinschaft Ueterlande‘, der Vertretung der Kleingärtner, soll im niedersächsischen Landtag noch in dieser Woche behandelt werden. Die Petition fordert eine Duldung der Gartensiedlung, bis eine konkrete Niederlassung der Industrie ansteht. Die Loxstedter SPD will der Petition durch einen Landtagsantrag, der in der Sonderratssitzung der letzten Woche durchgepeitscht wurde, Nachdruck verleihen.
Die Industrialisierungspläne werden grundsätzlich nicht in Frage gestellt, obwohl nur die Ansiedlung von Großbetrieben zulässig ist und diese schon lange kein Interesse mehr an Küstenindustrialisierung zeigen. Die Schrebergärten sollen nach der Vorstellung der SPD im Zuge ei
ner Überprüfung der Grenzabstände zwischen dem Gewerbegebiet und der sog. „Grünzone“ legalisiert werden.
Die Grünen, die die Pläne insgesamt ablehnen, meinen, daß es sich hierbei um ein Täuschungsmanöver der SPD handelt. Nach ihrer Rechtsauffasung, die auch von Oberkreisdirektor Jürgen Prieß geteilt wird, ist nämlich der Landkreis Cuxhaven für die Sache zuständig. Ratsherr Rolf München erklärte, daß aber die Anträge der Grünen-Fraktion in der Ratssitzung von SPD-Bürgermeister Theodor Nordbruch nicht zur Abstimmung gestellt wurden. „Das ist eine unheimliche Sauerei!“ meinte München.
Die Grünen fordern nämlich, daß der Kreis Cuxhaven die Kolonie dulden soll: Aufgrund des Vergleiches von 1983 ist der Kreis nicht dazu verpflichtet, zu räumen. Wegen der abgewürgten Ratssitzung wollen die Grünen die Aufsichtsbehörde einschalten.
Die Luneplaten-NutzerInnen klammern sich nun an den letzten Strohhalm, ihre Petition. Sollte diese aber, wie befürchtet, abschlägig beschieden werden, so steht die Räumung bald ins Haus. Da die Laubenpieper aber mit ihrem Gebiet emotional sehr verhaftet sind, muß „man sie wohl mit der Raupe wegfahren“, meint der Grüne Rolf München.
fl
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