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Lügen

■ Serbische Nationalisten gehen scharf gegen Albaner vor

Was soll man sich eigentlich darunter vorstellen, wenn der serbische General Petar Gracanin fordert, Polizeiposten in den Dörfern der Provinz Kosovo zu installieren ? Was soll der Vorschlag, serbische Hilfstruppen (!) in die Dörfer zu verlegen? Dienen die wirklich nur dem „Schutz“ der ach so „unterdrückten“ serbischen Oberschicht in der mehrheitlich von Albanern bewohnten (noch) autonomen Provinz?

Für die albanische Volksgruppe sind diese Äusserungen düstere Vorzeichen einer kommenden Repressionskampagne. Man kann sich leicht vorstellen, was in den albanischen Dörfern passieren wird, wenn kleinere Polizeigruppen ihrer Willkür freien Lauf lassen können. Und was „Bürgerwehren“ alles anrichten können, dazu bedarf es keiner großen Fantasie. Schon jetzt sitzen hunderte von Albanern aufgrund nichtiger und oftmals konstruierter Anklagen langjährige Haftstrafen ab, schon jetzt herrscht die berechtigte Angst vor Behördenwillkür und Bedrohung in den albanischen Wohngebieten.

Immerhin war seit den Auseinandersetzungen Anfang der achtziger Jahre die Hoffnung auf eine Reform gegeben. Die zum großen Teil in bitterer Armut lebende albanische Bevölkerungsmehrheit sollte durch das Autonomiestatut endlich mehr Mitspache in der Gesellschaft erhalten, sollte wirtschaftlich unterstützt und rechtlich den Serben gleichgestellt werden. Mit einer beispiellosen nationalistischen Kampagne will der serbische Parteiführer Slobodan Milosevic den Boden für verfassungsrechtliche Änderungen zurück in die Vergangenheit bereiten. Und da kommt jede Lüge recht, um aus Tätern Opfer und aus Opfern Täter zu machen. Trotz der vierzig Jahre Sozialismus sind wieder „balkanische Verhältnisse“ in Jugoslawien eingekehrt.

Erwin Ryshkow

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