: Schocktherapie für Perus Wirtschaft
■ Drastische Abwertung der Landeswährung / Löhne und Preise wurden eingefroren
Lima (afp) - Die peruanische Regierung hat ihr angekündigtes Anti-Inflationsprogramm in Kraft gesetzt, das von Wirtschaftsexperten als „Schock“ bewertet wird. Die Landeswährung Inti wurde drastisch abgewertet, ein einheitlicher Wechselkurs eingeführt, die Treibstoffpreise um 400 und die Lebensmittelpreise im Schnitt um 125 Prozent angehoben. Gleichzeitig wurden die Löhne um umgerechnet 36 Dollar monatlich erhöht. Die neuen Preise und Löhne wurden für die Dauer des auf 120 Tage angelegten Programmes eingefroren. In den kommenden Tagen wird mit einer empfindlichen Erhöhung der Tarife für Wasser und Strom gerechnet.
Der neue Wirtschaftsminister Abel Salinas forderte die Bevölkerung am Dienstag abend zu Verständnis für die drastischen Maßnahmen auf, mit denen die sozialdemokratische Regierung die in den vergangenen zwölf Monaten auf knapp 356 Prozent gestiegene Inflationsrate bekämpfen will. Er betonte, Peru verfolge eine unabhängige Politik gegenüber der internationalen Gemeinschaft, suche jedoch eine Annäherung an die Weltbank, die Interamerikanische Entwicklungsbank sowie Westeuropa, Kanada und anderen Industrieländern.
Nach Angaben des Wirtschaftsminsters, der erst vor wenigen Tagen ernannt worden war, soll das Anti-Inflationsprogramm unter anderem auch das Vertrauen der Finanzwelt stärken. Daneben sollen auch die Exporte wieder angekurbelt werden, die in den vergangenen Monaten stark zurückgegangen waren. Mit einem eisernem Sparprogramm will die Regierung das Defizit in den Griff bekommen. Sie kündigte an, daß unter anderem das diplomatische Corps verringert werden soll.
Der peruanische Präsident Alan Garcia hatte erst am Wochenende sein neues Krisen-Kabinett vereidigt, mit denen er das von ihm selbst als „bittere Pille“ beschriebene Sparprogramm verwirklichen will. Den bisherigen Energieminister Salinas ernannte er zum neuen Wirtschaftsminister. Sein Vorgänger Cesar Robles war heftig kritisiert worden, weil es ihm nicht gelungen war, die galoppierende Inflation und das Defizit in den Griff zu bekommen. Industrieminister Guillermo Arteaga, der die Regierungspolitik in der Vergangenheit offen kritisiert hatte verlor ebenfalls seinen Posten.
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