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Drei Mann auf einem Pferd

■ Nächste Woche läuft im Cinema Ostertor der garantiert lustige Gut-gespaßt-Satirefilm „Eat the Rich“: böse doofe Reiche und böse doofe Arme und lustig doofe Allgemeinplätze

„Entschuldigung, wir planen gerade einen Volksaufstand. Hätten Sie nicht Lust mitzumachen?“ - „Aber ja, gerne.“

Dann reiten sie dahin: drei Männer im Englandgrün mit etwas Schnee obendrauf, auf einem absolut großartigen Pferd. Das ist dick und groß und zottelschwarz mit weißen Fellpuschen unten dran. Oben drauf einer, der vorher unter Zeitungen zu schlafen pflegte, Typ Ex-Ringkämpfer mit großem Brustkorb und großem Dumm-Herz. Dazu ein haitaitai und hübsch geschminkter Ex-„Black waiter - must be goodlooking„. So stand's in der Stellenanzeige zum Kellnerjob im In -Restaurant „Bastards“, den der Reiter bis zum Tag davor noch innehatte. Der Ex-Kellner hat sich vom Ex-Ringkämpfer nach seinem Rausschmiß ein paar Schlummer-Zeitungsseiten ausgeliehen („Vielleicht den Sportteil...oder die Wirtschaftsseite?“) und die ganze Volksaufständerei mittels wilder Herumschießerei im Arbeitsamt ins Rollen gebracht. Der „Aber gern„-Dritte im Bunde ist ein Aussteiger mit ordentlich wirrem Haar und einer Kate im Englandgrün. Der klappt zur höflichen Nachfrage die Katentür gleich zu, steigt aufs Pferd und macht endlich seinen

Aufstand. Die ganze Geschichte des Ja-ja-genau-Satire -Films „Eat the Rich“ ist mit aller Absicht heftig kraus. Ein allen Frechdachsen (Terroristen, Parlamentsabgeordneten, Spionen, Gewerkschaftsvorsitzenden) eins auf die Nase hauender Cockney-Innenminister tobt zum Ärger von Moskau durch den Wahlkampf zum Premierminister, durchs Banquett seiner „Kleinen Königin Lizzy“, durch eine Israelische -Botschaft-Besetzung (1 Terrorist ist zahnschief und segelohrig Schön-Shane McGowan von den Pogues), durch einen Ballabend, durch die Ehe mit einer fetten und zugeschminkten Ehrgeiz-Gattin, die ihm keinen Ein-und-alles -Sohn gebar, da sie sich nach der Hochzeit „wie eine Muschel“ verschloß. Hm. Er tobt bestimmt noch mehr. Aber das hab ich vergessen.

Auf der anderen Seite toben der arbeitslose Kraftpotz, der schwule Ex-Kellner, der Wirrhaar-Aussteiger und ein schwangeres Callgirl. Die und ihr rotes Auto trafen die drei Mann auf einem Pferd beim Ritt durchs Englandgrün. Mit Pfeil und Bogen stürmen die nun vier Musketierchen irgendwann die Nobelspeisestätte „Bastards“, erlegen das dort futternde Wohlstandswild,

drehen die durchbohrten Reichen durch den Fleischwolf und verkaufen das Gehackte unter wilder Gästebeschimpfung an noch lebende Reiche im ganz neuen, ganz hippen „Eat the Rich“. Hahahuaaaa.

Der Film zur Speisegaststätte ist ein unglaublicher Wust von garantiert lustigen Einfällen, ein Kinderspiel mit Allgemeinplätzen (Moskau, liebende Mütter, Kommunismus & Co.), mit Szenen und Typen aus dem großen Kino-Archiv (Indianer, Prügelszenen, rosasaubere 3-Monats -Babies, die zwecks Geburt aus hübsch schweißtriefenden Müttern plumpsen, Comicstrip-Schwule, Superrambomänner, coole Spione, lustige Grebo-Rocker von z.B. Kultband Motörhead, die überhaupt die ganze Musik zum Film gekracht hat, Ost-Funktionäre und Mutterliebe). Da hat ein Ex-Theater-Team fünf Monate heftig gearbeitet, um hinterher als neue Monty-Pythons oder Marx-Brothers oder sonst was Lustiges gefeiert zu werden. Ist auch lustig. Ein richtig lustiger Comic-Strip. Viel zu komisch, um überhaupt noch wen zu ärgern. Wer gern mal nächtens bruuuuhaaaahaaaat, gehe doch einfach vom 11.9.-15.9. um 23 Uhr ins Cinema Ostertor.

pH

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