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Freizeitpärkchen

■ Ein Kleingarten wird prämiert

„Wir müssen neue Lebensräume erschließen.“ Hinter mit grünem Plastik überzogenen Maschen- und Stacheldraht hat gestern Umweltstaatssekretär Jürgen Koch den Sieger im Wettbewerb „Naturnaher Garten 1988“ gekürt. Im Bereich „Kleingärten“ fiel die Wahl des Senats und der Schreber-Organisation „Naulin-Stiftung“ auf die Parzelle 230, Kolonie Abendruh in Lichterfelde.

„In intensiver Naturverbundenheit“ haben dort Achim Mathews und Frau den schönsten naturnahen Garten Berlins hochgezogen. Sichtlich stolz sitzt der Wohnungskaufmann neben dem Obstbuffet. Äpfel, Birnen und Pflaumen, sauber zu Pyramiden gestapelt.

„Es ist ihm auf Grundlage ökologischer Prinzipien gelungen, seinen nur knapp sieben Meter breiten Garten so zu gestalten und zu pflegen, daß die Gewinnung von Gartenbauerzeugnissen und die Erholung der Familie im Kleingarten, mit den Zielen des Umweltschutzes verbunden werden“, so der Pressetext. Die Parzelle ist total durchgeplant und -gestylt. Kein Quadratmeter verschenkt. Hier der japanische Teich, dort die schwedische Blockhütte, ein Steingarten, ein kleiner Pavillon aus Schilfrohr, ein in sanftem Schwung abgepollerter Sandkasten inklusive Schaukel. „Der Garten ist in mehrere Nutzungszonen gegliedert, die ineinander übergehen.„ Kieswege, Knüppelwege, Pflastersteine und mit Holzschnetzeln bestreute Trampelpfade verbinden die Zonen: Ein richtiger kleiner Freizeitpark. Wild aber ordentlich. Hier wird kein Füßchen matschig. So ein Garten ist genau der Kompromiß, den die Berliner Laubenpieperschaft gerade noch ertragen kann. Zwischen Schreber-Stalinisten und libertären Wildwuchs-Fans werden in Berlin z.Zt. Prozesse ausgefochten. Funktionär Naulin: „Der gärtnerische Aspekt muß sichtbar sein.“

Die 1.000 Mark Preisgeld will Kleingärtner Mathews einer Öko-Stiftung zukommen lassen. Das ist doch was.

kotte

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