Geldspritzen für „ehrliche“ Mäster

NRW-Landtag debattierte Hormonskandal / Matthiesen bestätigt: Schon früher Kälber verseucht  ■  Aus Düsseldorf Walter Jakobs

Während der Düsseldorfer Landtagsdebatte über den Hormonskandal hat Landwirtschaftsminister Klaus Matthiesen am Donnerstag erstmals bestätigt, daß von 1980 bis 1987 bei rund 55.000 Hormonuntersuchungen etwa 450 Proben positiv waren. Betroffen waren 44 Bestände, davon allein 17 Bestände des schwer belasteten Großmästers Hying. Zwar haben die nordrhein-westfälischen Behörden mehrfach Strafanzeigen gegen verschiedene Großmäster, u.a. gegen Hying und den jetzt ebenfalls schwer belasteten Wigger gestellt, aber herausgekommen ist dabei nicht viel.

Die Opposition warf der Landesregierung vor, die „Dinge nicht rechtzeitig in den Griff“ zu bekommen und „verschlampt“ zu haben. CDU-Sprecher Dr.Linssen wörtlich zu Matthiesen: „Sie haben gepennt.“ Matthiesen hielt der CDU dagegen vor, daß erst mit der am 1.4.'88 in Kraft getretenen novellierten Fleischhygieneverordnung ein drastischer Eingriff in die Bestände möglich geworden sei. Die CDU, die im übrigen mit Matthiesen der Auffassung ist, daß man „nicht umhinkommt, die Tiere zu töten“ (Linssen), verwies auf Niedersachsen, wo man 1985/86 unter Rückgriff auf das Lebensmittelrecht massiv in die Bestände eingegriffen habe.

Den in Existenznot geratenen „ehrlich arbeitenden“ Kälbermästern will die Landesregierung mit Zinszuschüssen und Steuerstundungen kurzfristig unter die Arme greifen. Ferner soll durch finanzielle Starthilfe die Umstellung auf artgerechte Kälberhaltung gefördert werden. Auch will die SPD-Regierung eine Werbeaktion für „rosa Kalbfleisch“ starten und die Prüfung zur Einführung eines entsprechenden Gütesiegels einleiten.