„Bumm, zack, fertig, schmeckt scho“

■ Neuer privater Radiosender in Bayern / „Antenne Bayern“ kann erstmals in ganz Bayern empfangen werden

München (taz) - „Mh, Gaumenfreuden“, tönt es aus dem Radio, und Entertainer Michael Schanze verkündet den Hörern, „die Stunde zwischen elf und zwölf heißt Warten auf unseren Küchenchef“. „I daad jetz für Di frische Stoapilzl machn, bissl oagschwitzt im Mehl“, verrät der Sternekoch Alfons Schubeck vom Waginger See danach. Aber Showhase Michael ist auf Draht, schließlich erinnert er sich noch an Tschernobyl und daß aufgrund der Reaktorkatastrophe Pilze auch Cäsium enthalten. „Des is überhaupt koa Problem, dann mach ma heit a Kohlrabisuppn.“

„Bumm, zack, fertig, schmeckt scho...“, so das Rezept des Radiokochs für die Atomkraftgegner. Und so flott und pflegeleicht problemlos geht's dann auch weiter im Programm von „Antenne Bayern“. Seit Montag dieser Woche ist „Deutschlands frischester und größter privater Hörfunksender“, so die Eigenwerbung, auf 27 Frequenzen bayernweit zu hören. „Dann fangen wir an und hören nie wieder auf“, drohte Geschäftsführer und 'Gong'-Chefredakteur Helmut Markwort bereits vor etlichen Wochen. Für elf Millionen potentielle Hörer in Bayern sollen jetzt „neue Radiozeiten anbrechen“. Drahtzieher hinter den Kulissen der „Antenne Bayern GmbH“ sind der Axel Springer Verlag, Studio Gong GmbH, Burda-Verlag, Ufa und die Amperwelle. Auch die Mediengesellschaft der Bayerischen Tageszeitungen (mbt) will trotz Flop mit der 'Telezeitung‘ im Kabelfernsehen ihr Glück nun übers Radio suchen.

„Manchmal sind's nicht nur die Gefühle, sondern auch die Technik, die stärker ist als wir“, meint die junge Moderatorin passend zum Song „Starke Gefühle“ von Juliane Werding, der als Lückenbüßer für den verunglückten Korrespondentenbericht aus Kempten dienen muß. Dazwischen tönt der Jingle „Der Sender mit viel Musik: Antenne Bayern“. Musik kommt sicher nicht zu kurz. Vor allem Oldies und eingängiger Mainstream von Mary Roos bis Fats Domino hat Hochkonjunktur. Und somit unterscheidet sich die „Antenne Bayern“ nicht sonderlich vom Bayern 3-Sender des Bayerischen Rundfunks (BR), wo Thomas Gottschalk gegen den biederen Musikgeschmack des Unterhaltungsmusikchefs Claus Boetzges kämpfte, sich dann aber doch wieder der deutsch-bayerische Schlager durchsetzt. Auf jeden Fall ist die „Antenne“ nichts für Heavy Metall Fans oder Prince-Lover, und das, obwohl das Durchschnittsalter des 50köpfigen Teams bei 30 Jahren liegt. Fazit nach dem Hörgenuß: Das Beste, was man bisher von allen kommerziellen Privatsendern sagen kann, gilt auch hier: Es sendet sich weg.