Neue Angola-Runde zu Ende gegangen

Südafrikanischer Delegationsleiter spricht von Fortschritten / Informationen sprechen von Einigung über Zeitschema zum Abzug der 50.000 Kubaner aus Angola / Laut angolanischen Quellen gerät US-Unterstützung für rechte UNITA mehr und mehr unter Beschuß  ■  Aus Luanda Knut Petersen

Die neuerliche Verhandlungsrunde über Frieden in Angola und die Unabhängigkeit Namibias ist am Freitag in den frühen Morgenstunden in der kongolesischen Hauptstadt Brazzaville zu Ende gegangen. „Wir haben Fortschritte erzielt, und der 1.November bleibt als Stichtag für die UN-Resolution 435 auf dem Verhandlungstisch“, erklärte der südafrikanische Delegationsleiter Neil van Heerden. Er gab jedoch weder Ort noch Datum für die Fortsetzung der Gespräche bekannt. „Wir werden die hier unterbreiteten Vorschläge mit unseren Regierungen diskutieren und uns dann wiedersehen“, sagte van Heerden. Er wollte nicht zu Informationen Stellung nehmen, denen zufolge sich Südafrika, Angola und Kuba bereits Mittwoch abend auf ein Zeitschema von 30 Monaten für den Abzug der kubanische Truppen aus Angola geeinigt hätten.

Am Donnerstag war von einem „separaten Abkommen“ der drei direkt betroffenen Delegationen die Rede. Kongolesischen Quellen zufolge hätten sich Südafrika, Angola und Kuba in Abwesenheit des amerikanischen Vermittlers Chester Crocker auf 30 Monate für den Abzug der rund 50.000 kubanischen Soldaten geeinigt: sechs Monate für die „Rück-Stationierung“ nördlich des 13. Breitengrades und anschließend zwei Jahre für den vollständigen Abzug nach Kuba. In ersten Reaktionen auf die bislang unbestätigten Informationen brachten Beobachter ihrer Zweifel darüber zum Ausdruck, ob die Regierung in Pretoria die Unabhängigkeit Namibias akzeptieren werde, solange kubanische Truppen in Angola „das militärische Gleichgewicht bedrohen“. Bislang hatte Südafrika den gleichzeitigen Rückzug seiner rund 50.000 regulären Truppen aus Namibia an die Bedingung eines vollständigen Abzugs des kubanischen Expeditionskorps in Angola geknüpft.

Wie aus angolanischen Delegationskreisen verlautete, war am Donnerstag zum Abschluß der Gespräche vor allem von der amerikanischen Militärhilfe an die rechte Guerilla UNITA die Rede. Diese Angaben bestätigten den Gesamteindruck, daß die amerikanische „Mittlerrolle“ beim jetzigen Stand der Verhandlungen mehr und mehr in Frage gestellt wird. Die angolanische Regierung sucht in der Tat nach - politischen und militärischen - Garantien für ihre Bereitschaft, auf die kubanische Militärpräsenz zu verzichten. In diesem Zusammenhang ist die amerikanische Unterstützung der UNITA -Rebellen mehr und mehr unter Beschuß geraten. TASS unterstellt Washington sogar, die jetzige Hilfe - jährlich zwischen 15 und 20 Millionen Dollar - verdoppeln zu wollen.

Es ist unwahrscheinlich, daß eine außenpolitische Entscheidung von solcher Tragweite sechsWochen vor den anstehenden Präsidentschaftwahlen getroffen wird. Plausibel scheint jedoch, daß Angola und seine Verbündeten auf ein Ende der Militärhilfe an die UNITA drängen, um auf die „Manipulationskampagne“ amerikanischer Medien zu antworten, die vergangene Woche eine Verstärkung des kubanischen Truppenkontingents in Angola gemeldet hatten. Die südafrikanische Regierung und der UNITA-Führer Jonas Savimbi haben diese Informationen aufgegriffen, während das State Department erklärte, keine Angaben über eine Verstärkung der kubanischen Truppen zu besitzen.

Unterdessen hat die angolanische Nachrichtenagentur 'Angop‘ gemeldet, die UNITA „versuche gegenwärtig, ihr Hauptquartier von Jamba (im äußersten Südosten) nach Quimbele (im äußersten Nordosten) zu verlegen“. Das jedenfalls erklärte Angolas Botschafter in Lusaka, der damit implizit Washington unterstellt, die bislang hauptsächlich von Südafrika unterstützte UNITA in die amerikanische Obhut überführen zu wollen.