: Fohlen wie Haflinger
Bayern München - Borussia Mönchengladbach 3:0 ■ Aus München Steigemann Werner
Alle Jahre wieder kommt die Borussia nach München und liefert bereitwillig zwei Punkte ab wie das Christuskind die Geschenke für die Kinder. Vorher hätten sie noch große Sprüche geschwungen, erzählt ihr Trainer Werner, wie sie den Bayern einheizen könnten, und dann, während des Spiels, bemühten sie sich, nur ja nicht an den Ball zu kommen, warum sie auch hinterher gedemütigt und leise das Weite suchten. Alleine einem bescheinigte Werner eine Weltklasseleistung: seinem Torhüter Kamps. Diesen lobte auch gleich der Bayern -Trainer Heynckes über den Schellenkönig und erklärte die erste Hälfte des Spiels als die beste seiner Elf in dieser Saison.
Die „Gleichartigkeit aller Teile eines Ganzen“, in der Fußballersprache einfach Homogenität genannt, wäre doch jetzt endlich zu sehen, meinte er weiter und verneinte die Frage, ob er an die Vorsehung glaube. Es habe jetzt nichts damit zu tun, daß auch er die Nummer elf getragen hat und damit fast 220 Bundesligatore erzielte. Seine augenblickliche Nummer elf, Jürgen Wegmann, benötige keine Beziehungen zum Übersinnlichen, sondern mache einfach das, was er kann, nämlich Tore. Das ist ja beim Fußball nicht unbedingt das Nebensächlichste. Er stand zwar meistens nur irgendwie herum und brachte trotzdem die Lederkugel zweimal an Kamps vorbei.
Womit wir endgültig beim „ganz heißen Meisterschaftsfavoriten“, so Werner, angelangt wären. Torhüter Aumann, der vom Teamchef „Schaunmermal“ ins Nationalaufgebot berufen wurde, wahrscheinlich weil er drei Rückgaben und eine Ecke in die Finger bekam und den Ball viermal hinter der Auslinie holen mußte, langweilte sich sichtlich. Selbst seine beiden Außenverteidiger machten heute keine Fehler. Pflügler kämpfte meistens mehr mit sich und dem Ball als mit dem Gegner, und Nachtweih trabte, als wäre er in Daglfing auf der Rennbahn. Er durfte sogar das 2:0 vorbereiten. Ihre beiden positionsmäßigen Gegenüber fielen nur durch unbeholfene Fouls auf, was zur Folge hatte, daß der Thon sich sehr populistisch geben konnte. Er ließ den eisenharten Kämpfer nach Ellenbogen-Check von Frontzeck, der wohl bei Pflügler in die Lehre ging, heraushängen. Wobei er das gar nicht nötig hätte, denn er ist wirklich ein Guter. Von seinen Kollegen im Mittelfeld ist auch der Reuter zu erwähnen, der läuft, als gäbe es Kilometergeld. Kögl taute erst auf, als Thon den Platz verließ, und „schwanzte“, wie die Bayern sagen (das würde sich hier gar niemand zu sagen trauen, d.säzz.), seine Gegner schwindelig. Von allen diesen wohlklingenden Namen soll einer besonders herausgehoben werden: der Flick. Vielleicht liegt es an seiner geringen Körpergröße , warum er nicht auffällt, aber er war der beste in den Reihen der Bayern.
Daß die Innenverteidigung der Bayern nie in Schwierigkeiten geraten ist, lag nicht an deren Leistung, sondern am Nichtvorhandensein von gegnerischen Stürmern. Bedenklich anzumerken wäre nur, daß die Münchner die Gladbacher nicht zweistellig nach Hause schickten. Deren Darbietungen lagen jenseits von Gut und Böse: Ihre Stürmer hielten die Mittellinie für eine nicht zu überschreitende Grenze, und ein Mittelfeld existierte nicht. Die hochgelobten neuen Fohlen der Gladbacher bewegten sich wie dickbäuchige bayerische Hafflinger.
Oder um mit Max Merkel zu sprechen: „Diehomglaubidiereservegschicktweilschlechterkoandieauchnets puiln.“
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