: Kraftwerksbetreiber laden Rassisten ein
Technische Vereinigung der Großkraftwerksbetreiber tagt mit südafrikanischen Referenten in Dortmund / Protest von SPD und Grünen / VGB sieht keine Probleme bei Zusammenarbeit mit Südafrika ■ Von Helmut Lorscheid
Bonn (taz) - Auf die Teilnahme ihrer südafrikanischen Mitglieder mag die „Technische Vereinigung der Großkraftwerksbetreiber e.V.“ (VGB) nicht verzichten. So wurde zu ihrem Kongreß Kraftwerk 1988, der vom 13. bis 16.September in der Dortmunder Westfalenhalle sttattfindet, auch ein Referent aus Südafrika geladen. Ursprünglich sollte am 14.September vormittags der Generalmanager des südafrikanischen Energiekonzerns ESCOM I.C. McRae über Wasserverbrauch von Wärmekraftwerken und seine Minimierung referieren. McRae sagte zwar aus „Termingründen“ wieder ab, über das Wasser wird aber auf alle Fälle ein Vertreter der südafrikanischen ESCOM informieren. Kritiker sehen darin ein klares „Flaggezeigen des VGB für den Apartheid-Staat“, denn thematisch könne die Referentenauswahl kaum begründet sein.
Bereits im Herbst letzten Jahres gab es zahlreiche Proteste, als der VGB in Johannesburg eine Sonderkonferenz Südafrika durchführte, an der auch zahlreiche Atomfachleute aus der Bundesrepublik teilnahmen. Damals wie heute besteht für VGB-Sprecher Dr.Jakobs kein Anlaß zum Protest. Er kann gar nicht verstehen, was die SPD -Europaabgeordnete und Südafrika-Expertin Barbara Simons dagegen hat, wenn „ein Techniker aus Südafrika hier einen Vortrag hält“. Diese, die Grünen im Landschaftsverband Rheinland und das „Komitee Südliches Afrika“ in Amsterdam sehen in der Teilnahme der Südafrikaner zumindest einen Verstoß gegen die EG-Beschlüsse. In ihrem Schreiben an den Vorstandsvorsitzenden des VGB, den RWE-Boß Spalthoff, schreibt die SPD-Politikerin: „Die Teilnahme des offiziellen Vertreters aus Südafrika ist geeignet, dem internationalen Ansehen der Bundesrepublik Deutschland erheblichen Schaden zuzufügen.“ Zu den Südafrika-Beschlüssen der EG -Außenminister - darauf beziehen sich auch die Grünen - wird von wissenschaftlichen Veranstaltungen mit Südafrikanern abgeraten, sofern sie nicht zur Beseitigung der Apartheid beitragen. Das Amsterdamer Südafrika-Komitee hat von den niederländischen Teilnehmern des VGB-Kongresses gefordert, ihm fernzubleiben, sofern die Südafrikaner nicht ausgeladen würden. Im Auswärtigen Amt wird lapidar auf die Unverbindlichkeit der EG-Außenminister-Erklärung verwiesen. Es handele sich dabei um eine „Empfehlung“, nicht etwa um ein Verbot. Da Südafrika außerdem Mitglied im VGB sei, ließe sich seine Teilnahme wohl nicht verhindern.
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