: C-Waffen-Verbot fällt
■ US-Verhandlungsleiter bei den Genfer Abrüstungsgesprächen Max Kampelman hält ein Abkommen über ein Verbot von C-Waffen für nicht verifizierbar
Berlin/Genf (taz) - Selbst die engsten Verbündeten fühlen sich inzwischen von der westlichen Supermacht veräppelt, weil die US-Regierung trotz aller gegenteiligen Zusicherungen den Abschluß eines Abkommens über ein weltweites Chemiewaffenverbot blockiert. Westlichen Botschaftern und Delegationsmitgliedern bei der Genfer UNO -Abrüstungskonferenz scheint jetzt der Geduldsfaden zu reißen. „Die Amerikaner spielen mit uns“, kritisierte einer von ihnen die Blockadepolitik seiner Schutzmacht. US -Verhandlungsleiter Max Kampelman hatte Ende August bei einer streng vertraulichen Konferenz der zehn westlichen unter den 40 Mitgliedsstaaten erklärt, ein weltweites Chemiewaffenverbot sei „nicht verifizierbar“. Ein solches Verbot würde auch die neuen binären Chemiewaffen betreffen, die die USA seit 1987 produzieren.
Genfer Diplomaten befürchten, daß die Sowjetuinon ihrerseits moderne C-Waffen herstellen könnte, falls die USA die Verhandlungen weiter verschleppen, um Zeit für die Produktion binärer Waffen zu gewinnen.
Bereits drei Wochen vor Kampelmans Äußerungen hatten Pentagon-Vertreter den US-Kongreß darüber informiert, daß die USA nicht - wie versprochen - in der Lage seien, die in der Bundesrepublik gelagerten Chemiewaffen vor 1997 zu vernichten. Es gebe keine ausreichenden Vernichtungskapazitäten, lautete die Begründung.
Kanzler Kohl hatte sich noch im Februar nach seinem Besuch bei Präsident Reagan in Washington mit der Zusage gebrüstet, bis 1992 seien alle C-Waffen aus der Bundesrepublik abgezogen. Das Pentagon hatte bereits im letzten Jahr eine Fristenverlängerung gefordert.
Völlig ungeklärt ist, was mit den zum Teil in undichten Behältern lagernden Giftstoffen bis zu ihrer Vernichtung geschehen und wie sie ohne Gefährdung für die bundesdeutsche Bevölkerung abtransportiert werden sollen. Kommentar auf Seite 4
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