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Von Rath: Albrecht-Sieg war gekauft

Kronzeuge vor Spielbank-Ausschuß: Im Auftrag des heutigen niedersächsischen Innenministers Hasselmann besorgte von Rath Überläuferstimme aus der FDP für die Albrecht-Wahl 1976 per Beförderungsversprechen  ■  Aus Hannover Jürgen Voges

Über sein Wirken bei der Wahl Ernst Albrechts zum niedersächsischen Ministerpräsidenten 1976 hat gestern der Kronzeuge Laszlo Maria von Rath vor dem Spielbankausschuß in Hannover ausgesagt. Von Rath bestätigte, daß er dem damaligen FDP-Ministerialdirigenten Brennecke für die Vermittlung einer Überläuferstimme im Auftrage des heutigen Innenministers Wilfried Hasselmann die Beförderung zum Regierungspräsidenten versprochen habe.

Den Ministerialdirigenten im Wirtschaftsministerium, so sagte von Rath aus, habe er bereits nach der Landtagswahl 1975 kennengelernt. Damals habe es Probleme mit der Wahl des Bürgermeisters in Burgdorf gegeben. Er habe Brennecke, der FDP-Kreisvorsitzender in Burgdorf war, Kontakte zur CDU vermittelt, die dann zu einer CDU/FDP-Koalition in Burgdorf geführt haben.

Über seine Kontakte zu dem FDP-Ministerialbeamten hat von Rath nach eigener Aussage Hasselmann bereits im Jahr 1975 informiert. Von Rath legte dem Ausschuß ein Schreiben an Hasselmann vor, wonach Brennecke bereits im März 1975 am Rande des FDP-Landesparteitages für eine Zusammenarbeit der FDP mit der CDU werben wollte.

Vor der Ministerpräsidentenwahl 1976, die durch den Abtritt des damaligen SPD-Regierungschefs Kubel notwendig wurde, sei er sich mit Brennecke einig gewesen, so sagte von Rath, daß der SPD-Kandidat Kasimir im ersten Wahlgang nicht die erforderliche absolute Mehrheit erhalten werde. In der Wartezeit zwischen dem ersten und zweiten Wahlgang habe er dann gemeinsam mit Brennecke überlegt, wie man Stimmen für Albrecht besorgen könne. Aus einer Liste der Landtagskandidaten habe Brennecke zuerst drei Namen von möglichen Überläufern genannt. Am Ende habe Brennecke jemanden gefunden, mit dem er damals jeden Tag zusammen gefahren sei.

Die Idee, für diesen Vermittlerdienst von Brennecke eine Beförderung zu verlangen, kam nach Aussage von Raths von Frau Karin Brennecke. In dem Telefongespräch mit von Rath, in dem Hasselmann die Zusage für eine solche Beförderung Brenneckes zum Regierungspräsidenten gab, habe der CDU -Vorsitzende ausdrücklich verlangt, daß es zwei Überläufer geben müsse. Eine Stimme habe Albrecht schon selbst besorgt, habe Hasselmann damals gesagt, gab von Rath dieses Telefongespräch wieder. Daß Brennecke diesen Posten dann doch nicht erhielt, bezeichnete von Rath als einen der Gründe für seine Weggang aus Hannover.

Dem Ausschuß lag auch ein Schreiben von Raths an Hasselmann vom 7.7.'76 vor, laut dem Brennecke nun erst im folgenden Jahr Regierungspräsident werden sollte. Eigentlich habe Brennecke aber schon im April oder Juni 1976 befördert werden sollen, sagte von Rath.

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