„Deutschland den Deutschen“

Kulturzentrum Lagerhaus wurde mit Neonazi-Aufklebern vollgepappt  ■ 

Foto: Max W. Mönnich

Die NPD hat mit einer „gezielten Aktion“ zugeschlagen. Fenster und Türen des Kulturzentrums „Lagerhaus Schildstraße“ waren gestern morgen mit ausländerfeindlichen Aufklebern („Kein Wahlrecht für Ausländer“, „Deutschland den Deutschen“ der NPD und einem schwarz-rot-goldenen „Herzen für Deutschland“ der „Deutschen Stimme Verlags GmbH“) zugeklebt. „FAP-Aufkleber sieht man hier öfter, aber mit den NPD-Aufklebern muß das schon eine gezielte Aktion sein“, so ein Passant, der das „ganz schön beschissen“ findet.

Cen Teskin vom „Verein Für Jugendliche aus der Türkei e.V.“, der im Lagerhaus seine Räume hat, bringt diese Aktion mit der Umfrage des „Weser-Kurier“ zum Ausländerwahlrecht in Zusammenhang. Leute von der NPD hätten dort sicher mehrere Male angerufen und so das Umfrage-Ergebnis verzerrt. Den Einfluß auf die Bevölkerung hätten die folgenden Kommentare nicht mehr aufheben können. Seit der Umfrage bekommt der türkische Verein ständig Anrufe: „Was wollt ihr noch hier, warum verschwindet ihr nicht endlich?“

Noch einen Grund dafür, daß gerade die Schildstraße beklebt wurde, sieht Cen Teskin darin, daß hier der „Verein der Arbeiter aus Kurdistan“, das „Spanische Kulturzentrum“ und der „Verein für Jugendliche aus der Türkei“ sitzen. Außerdem nutzt hier die Bremer Arbeitslosenselbsthilfe zusammen mit dem „Verein für Jugendliche aus der Türkei“ Räume und ermöglicht türkischen Jugendlichen, ihren Hauptschulabschluß nachzuholen.

Gule Iletmis, Geschäftsführerin vom Dachverband der “ Ausländer-Kulturvereine in Bremen e.V.“ (DAB), sieht ebenfalls einen Zusammenhang zwischen den Aufklebern am Lagerhaus und der „Weser-Kurier“ Umfrage. „Dort haben nur die Leute mit extremen Meinungen angerufen, und danach machen sie eine organisierte Aktion, um die Meinung in der Bevölkerung zu verstärken.“ Außerdem kritisierte sie: „Keine von den vielen Bremer Gruppen, die sich mit der Forderung nach einem Wahlrecht für Ausländer solidarisiert haben, hat beim 'Weser-Kurier‘ angerufen.“ Über die Möglichkeit, eine Anzeige zu erstatten, will der DAB sich nach Rückfrage bei anderen Ausländer-Vereinen bei einem Rechtsanwalt informieren. Roswitha Bünje

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