: Besuchs-Vollzug in der Plötze
■ Zusammenschluß mit Angelika und Gaby Rollnik
Seit dem 1.9.88 können Andrea und ich uns „besuchsweise zu Gabi und Angelika in Isolation begeben“, während das Ganze als Aufhebung selbiger vermarktet (werden) wird.
Hört sich natürlich erstmal gut an, mindestens einmal die Woche (auf Antrag) von 16.30 - 21.30 Uhr. Solange kommen normalerweise noch nichtmal Andrea und ich zusammen, denn daran, daß wir uns in verschiedenen Zwangsgemeinschaften befinden, hat sich auch nach unserem Hungerstreik nichts verändert. Das ist der Normalvollzug, von dem sie reden. Die Plötze ist ein einziger Hochsicherheitstrakt, bestehend aus lauter von einander abgeschotteten „10-Frau -Wohneinheiten“, Zwangsgemeinschaften, die darauf abzielen, die Identität jeder Einzelnen zu brechen, kollektive Entwicklungen zu zerstören oder zu verhindern.
Selbst wenn Gabi und Angelika aus dem Trakt heraus in eine dieser Zwangsgemeinschaften verlegt werden würden, würde das an ihrer Isolation nichts ändern.
Jetzt haben also die Möglichkeit, aus unseren jeweiligen Lebenszusammenhängen/oder Vereinzelungen heraus ein paar Stunden die Woche zusmmenzukommen. Zu viert. Wir wollen und werden das nutzen, auch wenn solche „Besuchermöglichkeiten“ letztendlich immer nur als Zugabe zu jeder Zusamenlegung wirklich sinnvoll sind, damit aus einer 1er, 2er oder Kleingruppeniso keine Großgruppenisolation wird, obwohl das Ganze als Alternative zur ZL eine Farce und Augenwischerei ist.
Bleibt bloß noch zu sagen, daß wir uns trotzden freuen, miteinander diskutieren, reden, lachen, uns umarmen zu können, mit Pizza im Ofen und 'nem Bienstich auf dem Teller. Auch wenn uns der zwischenmenschliche und politische Alltag fehlt, denn es ist und bleibt eine Besuchssituation.
Wir fordern selbstbestimmte Zusammenlegung innerhalb offener Häuser!
Sofortige Zusammenlegung von Angelika und Gabi mit den Lübecker Frauen!
Silvia Bellersheim, Berlin-Plötzensee
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