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Spekulation um Mandela-Freilassung

Ehemaliger Generalsekretär des südafrikanischen Kirchenrates rechnet damit, daß der ANC-Führer bald freikommt / Botha deutet Betreuung einer Parlamentskommission mit dem Fall Mandela an  ■  Aus Johannesburg Hans Brandt

Spekulationen über die Möglichkeit einer baldigen Freilassung von Nelson Mandela reißen nicht ab. So ist der ehemalige Generalsekretär des südafrikanischen Kirchenrates, Beyers Naude, der Überzeugung, daß die Regierung den seit 26 Jahren inhaftierten ANC-Führer in absehbarer Zeit freilassen wird, „ohne daß Mandela sich zu politischen Konsequenzen verpflichten müßte“. Naude sagte diese Woche in Bremen, daß eine Freilassung keinesfalls vor den für den 26.Oktober geplanten Kommunalwahlen in Südafrika stattfinden würde. Die Gefahr, daß Mandela Schwarze zu einem Boykott dieser Wahlen aufrufen könnte, sei zu groß.

Die Kommunalwahlen sind für die Glaubwürdigkeit des Reformprogramms der Regierung besonders wichtig. Eine möglichst hohe Wahlbeteiligung der schwarzen Bevölkerung wird angestrebt. Genau deshalb, so argumentieren einige Beobachter, sei eine Freilassung Mandelas noch vor dem 26.Oktober gut möglich. Denn damit könnte eine Reihe von „gemäßigten“ schwarzen Führern, darunter der Zulu-Chef Mangosuthu Buthelezi, dazu bewegt werden, sich mit Nachdruck für eine Beteiligung von Schwarzen an den Wahlen auszusprechen.

Der südafrikanische Staatspräsident Pieter W. Botha betonte diese Woche erneut, daß Mandela freigelassen würde, wenn er Gewalt als Mittel politischer Veränderung verurteile. Der inhaftierte ANC-Führer halte „sich selbst gefangen“, sagte Botha in einem Fernsehinterview. „Sobald Mandela Gewalt verurteilt und sich bereiterklärt, auf freundliche und friedliche Weise an den Verhandlungstisch zu kommen, wird er aus dem Gefängnis entlassen“, sagte Botha.

Auf Nachfrage räumte er jedoch ein, daß der Fall Mandela an eine vom Parlament eingesetzte Kommission übergeben werden könnte. Diese Kommission habe auch im Fall des 1987 freigelassenen ANC-Führers Govan Mbeki eine Entlassung ohne jegliche Vorbedingungen zugelassen.

Die Freilassung von Mbeki, der gemeinsam mit Mandela und sechs anderen 1964 wegen Sabotage zu lebenslänglicher Haft verurteilt worden war, galt als Test für eine mögliche Freilassung Mandelas. Im Sinne der Regierung scheiterte der Versuch: Mbeki bestätigte seine alten politischen Positionen und sollte im ganzen Land mit Massenversammlungen begrüßt werden, die jedoch verboten wurden. Mbeki selbst wurde in seine Heimatstadt Port Elizabeth verbannt. Der einzige Weiße, der zusammen mit Mandela in den Kerker geworfen wurde, Dennis Goldberg, verurteilte Anfang der achtziger Jahre Gewalt als Mittel politischer Veränderung und wurde daraufhin freigelassen. Die übrigen Mitverurteilten sitzen nach wie vor im Gefängnis.

Mandela befindet sich zur Zeit zur Nachbehandlung eines Tuberkulose-Leidens in einer Privatklinik in Kapstadt. Er konnte in letzter Zeit viel mehr Besucher empfangen als zuvor. Damit scheint sich zu bestätigen, daß seine Haftbedingungen langsam gelockert werden. So könnte der Klinikaufenthalt tatsächlich die erste Etappe in einer schrittweisen Freilassung des 70jährigen ANC-Führers sein.

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