: Birma: Opposition und Regierung verhandeln
■ Wahlkommission war auch mit Mönchen und Studenten zusammengetroffen / Kommission besteht aus fünf Ex-Funktionären der regierenden Einheitspartei / Streik und Demonstrationen gehen weiter / Für heute wieder zum Generalstreik aufgerufen
Rangun (afp) - In Birma ist es am Dienstag erstmals zu Gesprächen zwischen Vertretern der Opposition und der Regierung gekommen: Drei wichtige Oppositionsführer waren bereit, die von der Regierung ernannte Wahlkommission zu treffen. Buddhistische Mönche und Studenten hatten sich bereits am Vormittag mit der Wahlkommission getroffen. Das Ziel dieser Treffen war zunächst nicht bekannt. Wie von Seiten der Opposition zu erfahren war, haben die fünf Mitglieder der Kommission Kontakt zu Aung Gyi, früher Stellvertreter des ehemaligen Staatschefs General Ne Win, Aung Sang Suu Kyi, Tochter eines Helden im birmanischen Unabhängigkeitskampf, und Tin Oo, früher Verteidigungsminister, aufgenommen. Alle drei hatten bis gestern gegen eine Wahl unter der Maung Maung-Regierung protestiert.
Das Parlament hatte die Wahlkommission am Sonntag ernannt und sie beauftragt, innerhalb von drei Monaten freie Wahlen zu organisieren. Die Kommission besteht aus fünf ehemaligen Funktionären. Die drei Oppositionsführer hatten am Montag in einer ersten gemeinsamen Erklärung Wahlen unter Herrschaft der regierenden Einheitspartei BSPP abgelehnt. Die Studenten, wichtigste Triebkraft der Massenproteste in der Vergangenheit, hatten die Regierung ebenfalls ultimativ zum Rücktritt aufgefordert und mit verschiedenen nicht näher bezeichneten Aktionen gedroht, falls bis zum Dienstag keine Übergangsregierung gebildet werde.
Vor Dienstag hatte es keine Kontakte zwischen Führern der Protestbewegung und der Regierung unter Staatspräsident Maung Maung gegeben. In dem Bemühen, die öffentliche Ordnung wiederherzustellen, hatten sich hohe Regierungsvertreter jedoch regelmäßig mit buddhistischen Mönchen getroffen.
Streiks und Demonstrationen gingen auch am Dienstag weiter, jedoch in geringerem Ausmaß als am Vortag, als Hunderttausende in den Straßen Ranguns protestierten. Die Mitarbeiter des Ministeriums für Leichtindustrie kündigten für Mittwoch einen Hungerstreik an, um den Rücktritt der Regierung und die Bildung einer Übergangsregierung zu erzwingen.
Das allgemeine Streikkomitee rief für Mittwoch zu einem erneuten Generalstreik auf. Am Vortag hatte die Armee über den staatlichen Rundfunk gedroht, jeden zu erschießen, der falsche Gerüchte verbreite. Ein solches Gerücht sei, daß Marine und Luftwaffe mit Angriffen gedroht hätten, falls die Regierung die Forderung der Studenten nicht erfülle, hieß es im Rundfunk.
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