Post-Streik beendet

Britische Postarbeitergewerkschaft handelt Kompromiß aus / Teilprivatisierung der „Royal Mail“ möglich  ■  Aus London Rolf Paasch

Die briefträgerlosen Zeiten der verschlossenen Briefkästen ist vorüber. Die britischen Postarbeiter haben mit ihrem Arbeitgeber von der „Royal Mail“ am Montag eine Kompromißlösung ausgehandelt, die Neuverhandlungen über die umstrittenen Zusatzzahlungen an die Postarbeiter im Großbraum London vorsieht. Auch wenn die Basis diesem Verhandlungskompromiß zustimmen sollte, wird es mindestens zwei Wochen dauern, bis die im Verlauf des Streiks angesammelten 150 Millionen Briefsendungen ihren Bestimmungsort erreichen.

Der Streik der 140.000 Postarbeiter war Folge des arbeitsmarktpolitischen Nord-Süd-Gefälles in Großbritannien. Während die Post Lohnzuschläge für Arbeiter im Südosten des Landes zahlen wollte, um offene Stellen zu füllen, wehrte sich die Postarbeiter-Gewerkschaft gegen die regionale Differenzierung bisher national verhandelter Lohnraten. Hintergrund der sich rasch verschlechternden Beziehungen zwischen der „Royal Mail“ und ihren Arbeitern ist die von der Regierung Thatcher geforderte aggressive Management -Politik, die für die Postarbeiter mit einer Verschlechterung ihrer Arbeitsbedingungen einhergeht.

Der Einsatz von nicht gewerkschaftlich organisierten Streikbrechern zu Beginn des zwölftägigen Arbeitskampfes hatte die Solidarität unter den Postarbeitern nur noch verstärkt.

Die Demonstration gewerkschaftlicher Kampfbereitschaft wird jedoch nun denjenigen im Konservativen Lager Auftrieb geben, die bereits seit langem die Privatisierung bisher von der Post monopolisierter Dienstleistungen fordern. Eine völlige Entstaatlichung der „Royal Mail“ hat die sonst privatisierungssüchtige Premierministerin Thatcher allerdings ausgeschlossen. Schließlich würde mit einem solchen Schritt indirekt auch die Queen mit-privatisiert.