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SENSIBLE DAMEN OHNE ZEITARBEIT

Maria geht nicht mehr fremd, sondern gleich zu Temporär Klaus-Dieter hat es ihr vorgerechnet, jetzt geht sie gleich dahin, wo sich berufliches Können auszahlt für: Sekretärinnen, Stenotypistinnen, etc. etc. Mit diesem Stück frauenfeindlicher Kurzprosa wirbt „Temporär“, eine Zeitarbeitsfirma, in der U-Bahn frisches Schreibpersonal an. Ging Maria etwa, bevor sie zu „Temporär“ kam, auf den Strich? Wieso kann Maria nicht selbst rechnen, wenn sie doch als Sekretärin jobben will? Fragen an Herrn Stürken (“wie Türken, aber mit einem Siegfried davor“), Leitender bei „Temporär“: Nein, mit dem Fremdgehen war nicht der Strich gemeint. „Das ist im übertragenen Sinne, im Sinne des Eherechts. Wir meinen damit die Konkurrenzunternehmen. Fremdgehen kann man doch praktisch nur, wenn man im gleichen Sektor bleibt.“ Und wie ist das mit dem Rechnen? „Das haben wir deshalb gemacht, weil viele Männer häufig was gegen die Zeitarbeit ihrer Frauen haben, die sind nicht so sehr emanzipiert wie die Damen.“ Frauenfeindlich soll die Werbung sein? „Nö. Die Damen, die das als frauenfeindlich empfinden würden, die würden wir eh' nicht einstellen!“ Worauf Stürken nochmal die Vorteile der Zeitarbeit referiert: „Vielfältig schneller Stellenwechsel, viel Branchenerfahrung. Das ist doch ausgesprochen hervorragend für unsere extrem jungen Damen!“ Auf die Idee mit dem Strich können ja wohl nur Männer kommen, meint Stürken. „Die Plakate sind Restbestände. Wir haben die vor zehn Jahren in Anlehnung an Wildweststeckbriefe gemacht. Die kommen bald ab.“

henk

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