: Hör-Funken: Geburtswehen & Sterbesakramente
Geburtswehen & Sterbesakramente („Die Geburt unseres Jahrhunderts“, Hessen 2, 1900 - 2000) Dieses Jahrhundert kommt langsam ins Greisenalter, und so beginnt es, sich an seine Kinderspiele zu erinnern: als da wären Flugzeuge, mit denen sich über die Erde hinwegfliegen ließ, um ihre Oberfläche als ein geometrisch-fernes Muster zu erkennen, immer neue Superlative von Mörsern & Kanonen, die den Erdboden umgruben wie eine harmlose Sandkiste, und dann wären da ja noch der Film als die Zelluloiddimension von Wunschbildern, frisch aus den Lebenstraumfabriken unter die Massen gebracht, Zwölftonkomposition und Jazz, das Radio, U -Boote, das Telefon sowie die vielen schönen Neuheiten aus den Folterkammern der Menschheit. Um hier nichts zu vergessen, eröffnete der Hessische Rundfunk ein Funkkolleg, das in dreißig Stunden von Oktober an die heroische Erinnerungsprozeduren aufnehmen wird, damit das greise Jahrhundert kopfschüttelnd noch einmal spüren kann, welche Geburtstraumata es sein Leben lang quälten und welche Hoffnungen es durchglühten. Zur Einführung gibt es heute 'Einblicke in die Zeitepoche‘ und ein 'Kaleidoskop der Jahrhundertwende‘. Wenn dann das Panoptikum der Jahrhundertwende vor aller Augen liegt, kommt vielleicht die auf dem Totenbett weise gewordene Epoche zu dem Schluß, besser ungeschehen geblieben zu sein, auf jeden Fall aber einige Nummern kleiner.
up
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen