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Bessere Zeiten für Heldinnen

Neue Broschüre stellt Kinder- und Jugendbücher mit starken Mädchen vor  ■ 

Foto: Matthias Leupold

Platz für Mädchen! fordert die Gleichstellungsstelle auf dem Buchmarkt. Um Kindern und Jugendlichen, Eltern und professionellen KinderbetreuerInnen den Griff nach mädchenfreundlichen Büchern zu erleichtern, hat sie die Stadtbibliothek angestiftet, ein Verzeichnis emanzipatorischer Kinder-und Jugendbücher aus den Beständen der Bibliothek zusammenzustellen. Auf rund 20 Seiten hat Bibliotheksleiterin Martha Höhl mit Hilfe einer ABM-Kraft Bilder-, Kinder- und Jugendbücher aufgeschrieben, in denen Mädchen frech, selbstbewußt und wichtig sind.

Viele Kinderbücher in den Regalen der Stadtbibliothek, so der Eindruck nach Durchsicht der Broschüre, sind leider viel zu realistisch. Da können Mädchen nicht einfach aus dem Stand frech und selbstbewußt Abenteuer erleben, sondern müssen sich dieses Recht erst mühsam in einer mädchenfeindlichen Umwelt erkämpfen. Prinzessin Pfiffigunde zum Beispiel soll in dem Bilderbuch gleichen Titels eigentlich heiraten, will aber nicht. „Um ihre Freier abzuschrecken, läßt sie sich einiges einfallen und wird selbst mit dem eitlen Prinz Prahlschnalle fertig“, faßt Platz für Mädchen! zusammen.

Im Bremer Buchhandel hat sich die Existenz der Broschüre erst teilweise herumgesprochen. Der Geschäftführer von Geist Am Wall, der seinen Namen auf gar keinen Fall in der Zeitung lesen möchte, hat von dem Verzeichnis noch nichts gehört. Annette Ravenborg vom Huckebein-Buchladen in der Böttcherstraße dagegen hält die Idee für gut und hat die Broschüre auch schon ausgelegt.

Bessere Zeiten für Heldinnen sieht Kristin Michaelis von der Buchhandlung Sieglin Vor dem Steintor. In einem gerade erschienenen Roman für Jugendliche spielt Hypatia die Hauptrolle im Alexandria von 400 vor Christus. In der Welt von heute erleben junge Frauen in etlichen Neuveröffentlichungen brisante Konflikte. Michaelis nennt als Beispiel Vergewaltigung von Mädchen durch Familienmitglieder. Bei kaufenden Eltern und Großeltern haben solchen Bücher allerdings keine Chance.

Aber auch bei ganz allgemeinen Themen („Ich will nicht in den Kindergarten“), wo früher mit tödlicher Sicherheit die Hauptperson ein Junge war, spielt heute ab und zu ein Mädchen die Hauptrolle. Horst Nosofsky von der Drachenschaukel Vor dem Steintor schätzt, daß etwa zehn Prozent der Bilderbücher in seinem Angebot derart mädchenfreundlich sind. Der große Rest sei „nicht unbedingt übel“, in ihnen spielten halt Jungen die erste Geige. Das sei in dieser Häufung dann allerdings wieder mädchenfeindlich. Bei einer umfangreichen Bilderbuch-Analyse (Vom pfiffigen Peter und der faden Anna) hatte Astrid Mathiae unter 3.000 Exemplaren 95 gefunden, wo auch die Mädchen pfiffig sind.

Keineswegs unwichtig ist nach den Erfahrungen von Michaelis und Nosofsky für kaufende Eltern die Besetzung der Hauptrolle. Wenn auch in unterschiedlicher Weise. Die Erziehungsberechtigten von Jungen reagierten häufig abweisend, wenn die Buchhändlerin ihnen ein Buch mit Heldin empfiehlt. Eltern von Mädchen dagegen akzeptieren ohne zu Murren auch Jungen, die im Mittelpunkt der Geschichte stehen.

Platz für Mädchen! liegt kostenlos in allen Stadtbibliotheken und einigen Buchläden aus. Die darin vermerkten Bücher können ab 1. November ausgeliehen werden. Die Ausstellung „Mädchen im Bilderbuch“, die vom Süßmuth -Ministerium zusammengestellt wurde, kommt Ende des Jahres auf Initiative von „Drachenschaukel“ und Gleichstellungsstelle nach Bremen.

Gaby Mayr

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