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Lehnstuhlreisen: Ludmilla Tüting:"Menschen,Bäume,Erosionen.Kahlschlag im Himalaya,Wege aus der Zerstörung

Bücher über Nepal halten sich - trotz ungebrochener Touristenströme - in Grenzen; und bei den spärlichen Veröffentlichungen handelt es sich zumeist um Hochglanzprodukte, die eine faszinierend-fremde, makellos -heile Welt vermitteln und die Reisewelle somit noch ankurbeln. Die Schattenseiten der Entwicklung, denen sich ein großer Teil der nepalesischen Bevölkerung nicht entziehen kann, sind kaum gefragt.

Um dem zu begegnen hat Ludmilla Tüting, Berliner Journalistin mit Zweitwohnsitz in Nepals Hauptstadt Katmandu, in ihrem Buch Menschen, Bäume, Erosionen; Kahlschlag im Himalaya, Wege aus der Zerstörung Fakten über Nepal und die Himalayaregion (ohne Tibet) zusammengetragen, die zumeist lieber verdrängt werden. Kahlschlag der Wälder, der überwiegend aus kommerziellen Gründen betrieben wird, und große Staudämme haben zu einer Zerstörung des ökologischen Gleichgewichts geführt, die schon jetzt immer neue Katastrophen, wie gigantische Überschwemmungen, heraufbeschwören. Doch Ludmilla Tüting will mit ihrem Buch keine Prophetin des Untergangs sein. Die Schilderung von erfolgreichen Widerstandsaktionen gegen die Umweltzerstörung, deren bekannteste zweifellos die von Frauen getragene Chipko-Bewegung in Nordindien ist, nimmt großen Raum ein. Das Buch behandelt auch die Verantwortung der Industriegesellschaften für die Umweltzerstörung in Himalaya. Dabei sind es vor allem westliche Enwicklungsexperten, die noch immer dem Glauben an einen ungebremsten technischen Fortschritt huldigen sowie die Touristen, die ihren Beitrag zum Werk der Zerstörung leisten.

Das Buch, das auch Tips für einen „sanften Tourismus“ enthält, sollte zur Pflichtlektüre aller Himalayareisenden werden.

Klemens Ludwig

Ludmilla Tüting (Hg.): Menschen, Bäume, Erosionen. Verlag Werner Piepers Medienexperimente, Löhrbach 1987, DM 13.

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