Der Weltbank fehlt Geld

■ Jahresbericht '88: Auslandsverschuldung der Entwicklungsländer stieg, obwohl „Dritte Welt“ mehr zahlte

Bonn (ap/afp/taz) - In ihrem am Wochenende veröffentlichten Jahresbericht 1988 hat die Weltbank einräumen müssen, daß die Überwindung der Verschuldungskrise ferner ist denn je. Die Auslandsverschuldung der 109 Entwicklungsländer stieg weiter an, obwohl diese Länder 30 Milliarden Dollar mehr zurückzahlten, als sie an neuen Krediten erhalten haben.

Der Leiter des Europabüros der Weltbank, Olivier Lafourcade, erklärte diese Entwicklung durch regionale Verschiebungen. Viele Länder, die heute keine finanziellen Mittel mehr erhalten - wie beispielsweise Korea -, bedienen weiter ihre alten Schulden. Die vielen Umschuldungen kurzfristiger Kredite in mittel- oder langfristige Darlehen sowie der Anstieg der Dollar-Zinsen ließ jedoch die Schuldendienstbelastung insgesamt wachsen.

Oliver Lafourcade forderte deshalb, daß sich die Jahresversammlung der Weltbank in Berlin auch mit diesem Problem des „negativen Netto-Transfers“ beschäftigen soll.

Regional ist die Entwicklung stark unterschiedlich. Die Staaten Lateinamerikas, des Nahen Ostens, des nördlichen Afrikas und Südeuropas haben mehr Geld gezahlt als erhalten, während die Bilanz für die anderen afrikanischen Länder und Asien positiv ist. In den Ländern südlich der Sahara gehen Einkommen und Investitionen weiter stark zurück. „In vielen Ländern“, so heißt es im Weltbank-Bericht, „sind die Schuldenprobleme und die Armut nicht geringer geworden“.

Dazu kommt noch, daß die Entwicklungshilfe der Industrieländer, verglichen mit 1986, um zwei Prozent auf nur noch 41,2 Milliarden Dollar gefallen ist. Außerdem, räumt die Bank ein, werden die Geschäftsbanken ihre Kreditlinien noch weiter zusammenstreichen: Ihr Anteil am Finanztransfer von Nord nach Süd ist in den drei Jahren von 1985 bis '87 von 65 auf 60 Prozent gefallen.

diba