: Wie aus Wasser Saft wird
■ Die Wiedereröffnung der Habenhauser Jugendbibliothek im Zeichen alkoholfreier Getränke. Gesucht wird ein Buch, „in dem die ganze Welt steht“.
Luftballons flatterten im Wind, Kinder tanzten im Kreise, ein Zauberer zauberte mit Apfelsaft, die Damen vom „Ottilie -Hoffmann-Haus“ luden ein zu alkoholfreier Bowle: Wiedereröffnung der Jugend-und Schulbibliothek Habenhausen. Gestern morgen wurde die Einweihung
gefeiert.
Etwa 50 GrundschülerInnen schauten zu und spielten mit. Anfangs schien die Sonne noch nicht - drum begann die Feier mit dem „Sonnentanz“. Plötzlich war die Sonne da!
Renate Mallmann, stellvertretende Direktorin der Stadtbibliothek, konnte bei schönem Wetter einen Rückblick auf weniger strahlende Tage werfen. Sie erinnerte daran, daß es am Ende schon „durch die Decke regnete“, weil die 1951 eröffnete Bücherei 37 Jahre lang nicht renoviert worden war. Es war also höchste Zeit. Nach dreimonatigem Umbau sieht nun wieder alles wie neu aus.
Schulleiterin Hammer wollte wissen, was es in der neuen Bücherei für Bücher gibt. Sie sucht nämlich nach einem ganz besonderen Buch. „Mein Sohn hat sich, als er gerade lesen konnte, ein Buch zu Weihnachten gewünscht, in dem die ganze Welt drinsteht.“ Sie meinte ganz bescheiden, ein klein bißchen fände man davon in jedem Buch - auch in denen der Schulbibliothek.
Richtig spannend wurde erst jetzt - Zauberer Friedrich machte seinen Wunderkoffer auf. Einige ViertkläßlerInnen waren dann kaum noch vom geöffneten Koffer zu vertreiben, so groß war ihr Interesse, den Magier zu entlarven. Trotzdem waren sie nicht schlecht verblüfft, als Friedrich
sein bestes Stück zeigte: Er goß Wasser oben in die Zeitung, das unten aber nicht wieder zum Vorschein kam. Stattdessen floß nach einigem Drehen und Bestreuen mit unsichtbarem Zaubersalz Apfelsaft heraus, das dem Hokuspokus-Künstler ja auch besser schmeckte als Leitungswasser.
Die SchülerInnen wurden noch besser versorgt: mit „Kanadischem Sommer“ und „Grünem Heinrich“, zwei Bowlen, die der
„Deutsche Frauenbund für alkoholfreie Kultur“ gestiftet hatten. Der Verein mit dem langen Namen ist besser bekannt durch seine „Ottilie-Hoffmann-Häuser“, Gaststätten ohne Alkohol. Saftmischerin Eva-Marie Hollweg vermißt Nachwuchs in den eigenen Reihen. Heute sind ihrer Meinung nach „ja andere Dinge den Leuten wichtiger: Emanzipation, Feminismus“.
Michael Schwarz
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