Silber aus dem Hinterhalt

Silvia Sperber, Kriegsdienstbetreiberin und Medaillengewinnerin  ■  FLIPS & FLOPS

Man muß nicht unbedingt so weit gehen wie Johan Cruyff, der einmal den Satz: „Fußball ist Krieg“ von sich gab, um eine geradezu symbiotische Verbindung zwischen Leibeserziehung und Wehrertüchtigung zu konstatieren. Schon die gefürchteten spartanischen Recken ließen es sich nicht nehmen, auch im alten Olympia kräftig zuzuschlagen, und im just erschienenen Augustheft der 'Antimilitarismus Information‘ (ami-verlag, Elßholtzstr.11, 1000 Berlin 30, 4,50 Mark) wird geschildert, welch bedeutende Rolle der Sport in den neuzeitlichen Armeen spielt und gespielt hat. Martialisch allein schon die Sprache des nationalismustriefenden modernen Sports und martialisch geprägt auch die meisten Sportarten, Fechten etwa, Speerwerfen, Boxen oder Wegrennen.

Wen wundert es da noch, daß die bundesdeutsche Olympiadelegation zu einem Viertel aus Angehörigen jener Spezies Mensch besteht, die sich der alten Tradition des Hauens, Stechens und Ballerns verschrieben haben. Kriegsdienstverweigerer wie Boris Becker haben da natürlich keinen Platz, schon gar nicht als Olympiatouristen, das Feld der Ehre gehört gestandenen Feldwebeln wie dem Koloß von Neuaubing, Gewichtheber Nerlinger, oder der ersten BRD -Medaillengewinnerin Silvia Sperber, Angestellte im Fliegerhorst von Landsberg, die ihr Silber - wie sollte es anders sein - im Schießen gewann.

Ihr Schuß ist gut“, transparentierten erfreute Südkoreaner im Olympiadorf, und auch die inkarnierte Sporthilfe, Josef Neckermann, war so begeistert, daß er die treffsichere Sperberin nicht nur abknutschte, sondern ihr spontan die für Gold vorgesehene Prämie von 15.000 Mark versprach, obwohl doch die Sowjetin Tschilowa ihr Luftgewehr noch genauer positioniert hatte.

„Beim letzten Schuß habe ich ganz schön gezittert“, gestand Silvia Sperber, was in Hinblick auf etwaige Kriegszeiten bedenklich stimmt, aber durch eine andere Vorliebe, die sie mit Billy the Kid teilt, mehr als wettgemacht wird: „Wenn ich von hinten kommen kann, kann ich unbeschwert schießen.“

Matti