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Libanon: Präsidentschaftskandidat von Syrien und USA abgeblitzt

Drei Tage vor dem zweiten Anlauf, einen neuen libanesischen Staatspräsidenten zu wählen, scheint der letzte Vermittlungsversuch des US-Außenministeriums gescheitert. US -Sonderbotschafter Richard Murphy, der in Damaskus versucht hatte, zwischen Libanons Maroniten und dem syrischen Regime zu verhandeln, konnte zwar mit Syriens Staatschef Assad einen Kompromiß erzielen. Doch lehnten bereits wenige Stunden nach Murphys Ankunft alle maßgeblichen politischen Größen in Ostbeirut die Ergebnisse ab.

Der Generalstabschef der libanesischen Armee, die Einheitsmiliz der Maroniten (Forces Libanaises), die Nationalliberale Partei Dany Chamaouns, Präsident Gemayel und der maronitische Patriarch Sfeir waren übereinstimmend gegen den 22.September als Wahltermin sowie gegen den Abgeordneten Mikhael Daher aus dem nordlibanesischen Akkar als einzigem Kandidaten für das Präsidentenamt. Beides waren zentrale Punkte im syrisch-amerikanischen Kompromiß. Es wurde dagegen in Aussicht gestellt, den für Donnerstag angesetzten zweiten Wahlgang mit allen Mitteln zu verhindern oder einen Gegenkandidaten zu nominieren. Als geeigneter Mann wird der im Pariser Exil lebende Raymond Edde gehandelt, der zwar nicht zum falangistischen Block der Maroniten gehört, aber vor allem durch seine jüngsten Erklärungen klare Oppositionshaltung gegenüber Syrien zu verstehen gegeben hat.

Gegen Raymond Edde bestand bis zum Scheitern des ersten Wahlgangs am 18.August ein Veto der Maroniten. Er gilt auch als Wunschpräsident vieler sunnitischer Abgeordneter. Sollte am Donnerstag die Wahl wiederum scheitern, so müßte laut Verfassung Präsident Gemayel, dessen Amtszeit am Freitag, dem 23.September abläuft, eine maronitisch geführte Übergangsregierung einsetzen, damit kein konstitutionelles Vakuum entsteht. Die prosyrische moslemische Opposition hat bereits bekanntgemacht, daß sie einen solchen Schritt Gemayels als Kriegserklärung verstehen werde.

Petra Groll

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