Umweltschutz - nicht die Bohne

■ Eduscho lud im Rahmen der 'maritimen Woche‘ zu einer Werksbesichtigung: Nur das Aller- beste über Kaffee und Kaffetrinker / Höllenlärm in der Packerei / Werbung frisch aufgebrüht

„Ein Freund guter Gedanken, guter Worte und guter Werke.“ Er kommt aus Brasilien, Kenia, Äthiopien, Kolumbien und Nicaragua. Alles, was wir über ihn aus der Werbung wissen, wurde hier noch einmal aufgebrüht. Aromatisch verfeinert mit einigen historischen Daten und Namen großer Persönlichkeiten: Als die Türken vor Wien geschlagen wurden, feierte er seinen friedlichen Siegeszug, und schon Ludwig van Beethoven ließ sich für jede Tasse genau 60 Bohnen abzählen.

Herr Mitternacht führt uns mit schnellen Schritten - „das macht

der Kaffee“ - durch den Betrieb. Als erstes geht es durch die Pak kerei. Es duftet nach Kaffee, und die Maschinen verursachen einen ohrenbetäubenden Lärm. 100 Pakete Kaffee pro Minute laufen hier täglich vom Band, und alles vollautomatisch. Eine Besucherin empört sich über den Aufwand bei der Verpackung: „Sie können ja mal schreiben, daß man für ein Genußmittel so einen Verpackungsaufwand betreibt. Damit machen wir uns die Umwelt kaputt, und nur damit der Kaffee frisch bleibt.“

Danach gehen wir in die Röste

rei. Mit einem Rechner werden die Mengen der verschiedenen Kaffeesorten für die richtige Mischung zusammengestellt. Bei 250 Grad werden pro Röstvorgang 3.500 bis 4.000 Kilo Kaffee geröstet - täglich bis 240 Tonnen. Elektronische Fotolinsen überprüfen nach dem Rösten jede einzelne Bohne, 22.000 pro Minute, ob sie auch den richtigen Röstgrad hat. Der Ausschuß wird an kleinere Firmen verkauft, die die Bohnen noch mal aussortieren oder nachrösten und dann selbst verkaufen. Zur Ansicht steht gegenüber eine Röstmaschine von 1912 und daneben Holztische, auf denen die Bohnen früher von Frauen mit der Hand verlesen wurden.

Als letztes wird noch die Versandhalle besichtigt. Ein Drittel seines Jahresumsatzes, im letzten Jahr 2,3 Milliarden Mark, macht Eduscho mit „Non-Food-Artikeln“. „Eduscho hat 100.000 Kunden, die über den Versand einkaufen.“ In der riesigen Halle packen Frauen nach den Bestellscheinen Pakete mit Kaffee, Schokolade, Geschenkartikeln, Hosen, Schuhen und vielem mehr. Sogar Möbel kann man bei Eduscho bestellen. Die fertigen Pakete laufen dann weiter über ein Band und werden nach Postleitzahlen sortiert, auf Paletten gepackt und mit 300 Lkws ausgeliefert. Alles was nicht über den Versand verkauft wird, bietet Eduscho in den 700 eigenen Verkaufsstellen an.

Zum Abschluß der Besichtigung gibt es für jeden Besucher gratis noch ein halbes Pfund „Gala Nr.1“ - und den Eduscho -Katalog mit Bestellschein.

Roswitha Bünjer