: Jusohaß-betr.: "SPD überholt Realos grün", taz vom 8.9.88
Betr.: „SPD überholt Realos grün“,
taz vom 8.9.88, S.2
So, so. SPD-Chef Vogels Reden sind jetzt auf einmal grünelnd, weil er die schon zwei Jahre alte SPD-Forderung nach einer gemeinsamen Bekämpfung von Massenarbeitslosigkeit und Umweltzerstörung im Bundestag vertritt und die Grünen nach M.T. Mehr nicht anderes zu sagen haben.
Ob auch die taz durch ihre grüne Brille irgendwann einmal bemerkt, daß Ökologie gerade auch ein Thema der Roten ist, und das nicht erst seit gestern? Außerdem: Wenn M.T. Mehr unbedingt meint, seinen arroganten Juso-Haß (“.. die Grünen verkommen zu den Jusos der 90er Jahre...“) in der taz austoben zu müssen, dann sollte er sich bei seinen Vergleichen wenigstens nicht völlig bloßstellen. Denn daß die SPD heute zumindest in Ansätzen auch eine grüne Partei ist, ist Verdienst sowohl von Grünen als auch von Jusos, die den Druck von außen mitentwickelt und in die Partei hineingetragen haben. Insofern empfinde ich sein „verkommen“ nicht nur als Juso als platte Profilierungs-Beleidigung, sondern würde das auch als Grüner tun.
Und ein letztes: Die Jusos begreifen die Umweltpolitik sehr wohl als „welthistorische Frage“ und bleiben dabei nicht bei verbalradikaler SPD-Schelte stehen, sondern entwickeln weiterreichende Forderungen und Realisierungsmöglichkeiten und fordern von der SPD eine konsequente, Wirkung erzielende Umsetzung von „Arbeit und Umwelt“. Verkommen? Wohl eher ein Mode-Journalismus, der durch Ätz-Polemik und Prä -Gorbatschowscher Intoleranz glänzen will.
Sönke Klages, Juso aus Hamburg
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