: Türken sind unerwünscht beim Roten Kreuz
In einem Jugendzentrum des Deutschen Roten Kreuzes in Bochum-Wattenscheid stoßen ausländische Jugendliche auf Ablehnung durch Heimleitung ■ Aus Bochum Anne Weber
Ausländerfeindlichkeit habe man bei einer Organisation wie dem Deutschen Roten Kreuz (DRK) am wenigsten erwartet, heißt es in der letzten Wochenendausgabe, dem NRW-Teil, der türkischen Tageszeitung „Hürriyet“. Schon vor einigen Wochen hatte das Blatt das Thema aufgegriffen: In einem DRK-eigenen Jugendzentrum in Bochum-Wattenscheid sind Ausländer unerwünscht. „Selbstverständlich sagt das dort niemand offiziell. Es gibt auch kein Schild am Gebäude mit der Aufschrift 'Wir sind gegen Ausländer‘. Aber jeder weiß, daß türkische Jugendliche dort nicht gern gesehen sind“, berichtet Lothar Hadrys, ein Sozialarbeiter, der bis vor kurzem in dem Zentrum als ABM-Kraft beschäftigt war. Hadrys galt als unbequem. Seine Vorschläge und Freizeitprogramme, mit denen er türkische Jugendliche ansprach, wurden von dem Zentrumsleiter, Uwe Türk, boykottiert. Türk, - ein Polizeibeamter, der dem JZ vorsteht -, setzte den Sozialarbeiter unter Druck, drohte ihm mit Kündigung, falls er darauf bestehe, eine Ausländergruppe einzurichten. Die Geschäftsleitung empfahl Hadrys, sich anderen Aufgaben zuzuwenden. Der Streit endete damit, daß Hadrys während seiner Probezeit entlassen wurde. Die türkischen Jugendlichen klagen darüber, daß sie bei allen Freizeitangeboten außer der wöchentlich stattfindenden Disco ausgeschlossen sind. Obwohl das Zentrum offiziell für alle zugänglich ist, mögen sie sich dort nicht mehr aufhalten. „Bei dem abweisenden Gesichtsausdruck der Mitarbeiter, wenn wir zum Beispiel in der Bodybuilding-Gruppe mitmachen wollen, vergeht einem einfach alles“, beschreibt ein türkischer Jugendlicher die Atmosphäre im Zentrum. Die Mitarbeiter sind nach Auskunft Hadrys deutsche Jugendliche, „die Türks Vertrauen genießen und subtil aber deutlich die ausländischen Jugendlichen überall rausdrängen.“ Großzügig vergibt er an sie „Posten und Pöstchen“, so Hadrys. Als Discjockeys, Ordner und Gruppenleiter diskriminieren auch sie die türkischen Jugendlichen. „Wenn wir im Haus irgendwo mitmachen wollen, heißt es immer, die Kurse sind schon voll“, erzählt ein türkischer Junge. Foto-, Computer- und Sporträume bleiben auf diese Weise für die ausländischen Jugendlichen verschlossen. In Bochum-Wattenscheid gibt es auch ein städtisches Jugendzentrum, das ist aber für die Jugendlichen keine Alternative zu dem DRK-Haus, da es zuweit von ihrem Wohnbezirk weg ist. Hadrys plant gegen das DRK jetzt auf juristischem Wege vorzugehen.
Der Sozialarbeiter wirft der Zentrumsleitung Subventionsbetrug vor: Die DRK lasse sich ABM-Kräfte vom Arbeitsamt finanzieren, setze sie aber nicht vertragsgemäß ein. Er habe anstelle seiner „eigentlichen Arbeit“, die Intensivierung allgemeiner Jugendarbeit, Bürotätigkeiten ausführen müssen. Die ÖTV hat ihm schon Rechtsschutz zugesichert. Die Geschäftsleitung des DRK schweigt bisher. Hadrys: „Kein Wunder. Türk bringt denen durch Discoabende jährlich 50.000 Mark ein!“
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