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Zirküsse - Kunst oder Volks-Lust?

■ Was schuld ist am schlechten Image der Zirkusse: Bettler, unaufgeräumte Plätze und zehn tote Elefanten / Deutsche Tradition der Degradierung zu Unkultur und Volksbelustigung

„Leute, nehmt die Wäsche von der Leine, die Gaukler sind wieder in der Stadt!“ Dieser alte Warnspruch vor den Zirkusleuten spukt auch heute noch in den Köpfen vieler herum. Und daran sind die Zirkusleute nicht so ganz schuldlos, behauptet jedenfalls der Chef des Circus Roncalli, Bernard Paul. Von dem guten halben Dutzend Groß -Zirkusse in der Bundesrepublik geht es Roncalli vergleichsweise gut, doch insgesamt gehe die Branche harten Zeiten entgegen.

Das Problem beginne bei den „professionellen Zirkusbettlern“

in den Innenstädten, geht weiter über nachlässige Tierhaltung, Kürzung der Künstlergagen und hört bei haarsträubenden Geschichten über das Zurücklassen offener Rechnungen und unaufgeräumter Plätze längst nicht auf. So seien in bundesdeutschen Zirkussen in den vergangenen Jahren mindestens zehn junge Elefanten und andere artengeschützte Tiere krepiert.

Daß es vielen anderen, vor allem den rund 200 Kleinzirkussen, wirtschaftlich schlecht geht, ist allerdings auch nach Pauls Ansicht nicht nur selbstverschuldet.

Denn seit Hitlers Propagandachef Goebbels den damals stark von jüdischen Artisten geprägten Zirkus als „Unkultur“ in Verruf gebracht habe, gelten die Darbietungen im Manegenrund bis heute allerhöchstens als willkommene Abwechslung zwischen Kirmes und Schützenfest. Bei unseren Nachbarn in Ost und West seien Zirkusse Theatern, Opern- und Schauspielhäusern gleichgestellt. Bei uns seien sie, was sie schon im Mittelalter auf den Jahrmärkten waren: Gaukler zur Volksbelustigung.

Andreas Möser (dpa)

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