: Beiruter Delirium
■ Zwei Regierungen im Libanon
Libanon, krisengeschüttelter Ministaat und seit 14 Bürgerkriegsjahren verfluchtes Nest politischer Wirren in starker Hand? Nicht das Übelste, mag manch Außenstehender denken. Doch weit gefehlt. Die libanesische Bevölkerung will sich nicht von Militärs regieren lassen. Von syrischen nicht, von israelischen nicht und von libanesischen auch nicht.
Die politischen Widersprüche, von den Protagonisten regionaler und internationaler Krisen so viele Male entfacht, haben einen Höhepunkt im Delirium dieser gescheiterten Präsidentschaftswahlen gefunden. Libanon steht mit seinen zwei rivalisierenden Regierungen, einer verfassungswidrigen und einer totgeborenen, am Abgrund eines neuen Bürgerkriegs, am Rande von Spaltung und zwangsläufig vor dem Untergang. Aktiv beteiligt sind daran nicht nur die Nachbarstaaten, Syrien allen voran, Iran, Irak und Israel. Besondere Verantwortung muß den USA mit ihrer arroganten, Stellvertreterpolitik zugeschrieben werden. Dort meinte man im Namen der libanesischen Maroniten eingreifen zu müssen und demonstrierte damit nicht nur Unfähigkeit, sondern auch Verantwortungslosigkeit. Freßt, was wir euch servieren, hieß es nach der letzten Spritztour Richard Murphys nach Damaskus. Entweder ihr wählt den von uns bestimmten Kandidaten – oder das Chaos. Die heutige Situation schreit nicht nach Militärstiefeln, sondern nach den hochsensiblen Operationen eines Fingerspitzenkünstlers.
Petra Groll, Beirut
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