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Seifenblasen für die Quotierung

13.Frauenkongreß der IG Metall: Krach um gewerkschaftliche Frauenförderpläne / Kolleginnen kritisierten Steinkühler als Sonntagsredner / Streit mit Lafontaine als Ablenkungsmanöver gewertet  ■  Aus Frankfurt Heide Platen

Seifenblasen stiegen gestern mittag zur Decke der Frankfurter Kongreßhalle hinauf. Sie dümpelten gegen 144 Glaskugellampen. Sie zu zählen, gab es gestern, am Eröffnungstag der 13.Frauenkonferenz der IG Metall reichlich Gelegenheit. Denn da blieb die Kontroverse noch aus, die sich gestern Bahn brach. Nur einige wenige Frauen hatten das Eröffnungsreferat der IGM-Vorständlerin und dort für „Frauen“ zuständigen Gudrun Hamacher kritisiert. Sie behielten die Faust in der Tasche, als Hamacher in ausgewogenen Worten zwar die Quotierung auf 21% langfristig befürwortete, aber gleichzeitig versuchte, den männlichen Funktionären dabei nicht allzu weh zu tun.

Das änderte sich schlagartig, nachdem der IGM-Vorsitzende Franz Steinkühler gestern morgen das Podium erklommen hatte. Seine Rede brachte die Frauen in Rage, als er versuchte, die Frauen auf eine lange Wartefrist bei der Quotierung einzuschwören, ihnen aber gleichzeitig abverlangte, dies mit dem Blick auf das Elend der Welt, „der Armen und Schwachen“ zu tun.

Die Delegierten wehrten sich dagegen, daß die Frauenfrage wieder einmal von einem Mann mit Blick „auf die Fragen der Menschheit“ zur Seite geschoben werde. „Von Frauen fordern“, das klinge in Männerohren gut, meinte eine, aber wenn „Frauen fordern“, da „scheinen bei Männern die Worte zu kollidieren“.

Zur Erhellung des Hintergrunds des Konfliktes trug schon am Donnerstag die Delegierte Elke Heise bei. Sie hatte im Frauenausschuß miterlebt, was aus den Frauenförderplänen geworden war, die die Gewerkschaft schon 1986 beschlossen hatte. Der Entwurf, den sie mitgetragen hatte, verschwand in den oberen Verwaltungsetagen und kam als „Rundschreiben mit pflegeleichten Präambeln“ wieder zum Vorschein. Heise: „Soweit ich mich erinnere, hatte der Gewerkschaftstag einen Frauenförderplan und kein Rundschreiben beschlossen.“

Steinkühler versuchte zu beschwichtigen. Jetzt werde in den Verwaltungsstellen der Organisation sowohl über den Frauenentwurf als auch über das Rundschreiben diskutiert. Im übrigen aber solle eine Veränderung „in den Betrieben“ stattfinden. Dort aber sitzen, das wußten Frauen leidvoll zu berichten, unverrückbar Männer im Betriebsrat, die die Frauen bei Kandidaturen und Ehrenämtern als „nicht qualifiziert“ abblocken.

Besonders übel nahmen die Frauen dem Vorsitzenden, daß er die Frauenkonferenz nutzte, medienwirksam eine heftige Kontroverse mit dem saarländischen Ministerpräsidenten Oskar Lafontaine vom Zaun zu brechen. Er zitierte ihn in einem Atemzug mit Heiner Geißler als neue „Berufungsinstanz der Arbeitgeber“, weil er das freie Wochenende und die Betriebsnutzungszeit infrage stelle. Die Gewerkschaft aber wolle „die Samstagsarbeit begrenzen und den Sonntag freihalten“. Die Reaktion der Delegierten, die die Quotierung wollen: „Steinkühler ist ein Sonntagsredner!“

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