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G-24 will Verdoppelung des IWF-Kapitals

■ G-7, die Gruppe der Industrieländer, ist mit ihrer Wirtschaftspolitik zufrieden / G-24, die Gruppe der Entwicklungsländer, sieht keine Lösung des Schuldenproblems / IWF prognostiziert weltweit etwa vier Prozent Wachstum - aber sehr unterschiedlich verteilt

Berlin (taz/dpa/ap) - Zu völlig unterschiedlichen Ergebnissen kamen am Samstag die Finanzminister und Chefs der Notenbanken aus den sieben wichtigsten Industrieländern, die Gruppe der Sieben (G-7), auf der einen Seite und die Vertreter der mehr als hundert Drittwelt-Länder auf der anderen Seite, die als G-24 tagten. Während die G-7 ihre bisherigen Strategien zur Lösung der Schuldenkrise als erfolgreich ansieht, warf der Sprecher der G-24, der brasilianische Finanzminister Nobrega, den Industrieländern vor, mit ihrer Wirtschaftspolitik die Krise noch weiter zu verschärfen.

Die G-7-Regierungen sind vor allem mit ihrer Zusammenarbeit untereinander sehr zufrieden. Diese habe „die erwünschten Resultate“ gebracht: ein starkes Wirtschaftswachstum, stabile Wechselkurse, mehr Beschäftigte, steigende Investitionen und eine mäßige Inflation.

Gegen das Schuldenproblem wollen die Industriestaaten vor allem mit dem Rezept beisteuern, das ihnen im Inland ebenfalls das wichtigste ist: Wachstum. „Robustes Wachstum in den Industriestaaten und die starke Ausweitung des Welthandels unterstützen die Bemühungen der vielen Entwicklungsländer, die Anstrengungen unternehmen, ihr wirtschaftliches Potential wirksamer einzusetzen“, heißt es in der Abschlußerklärung. Die Schuldenländer und die Geschäftsbanken werden ermutigt, „marktorientierte und freiwillige“ neue Lösungen bei Kreditpaketen weiter zu entwickeln. Widerstand meldeten die Minister aber dabei an, für „neue Lösungen“ neues Geld zu geben: Es sei den Steurzahlern nicht zuzumuten, „das Risiko vom privaten auf den öffentlichen Sektor zu übertragen“.

Für die G-24 zeichnet sich hingegen eine Lösung des

Schuldenproblems nicht ab. In einem umfangreichen Katalog

forderten sie eine Reihe schneller Maßnahmen, weil die

Schuldenlast ihrer Länder immer mehr wachse. So soll das IWF -Kapital von derzeit 125 Milliarden Dollar „mindestens

verdoppelt“ werden. Außerdem sei die „sofortige Zuteilung

von nicht weniger als 30 Milliarden Sonderziehungsrechten“ (rund 40 Milliarden Dollar) nötig, um die chronische

Devisenknappheit der Länder zu verringern. Die

Industrieländer wurden aufgefordert, ihre Handelschranken

für Produkte aus den Entwicklungsländern drastisch

abzubauen. IWF-Konjunkturausblick

Über den am Sonntag veröffentlichten Konjunktur-Ausblick dürfen sich die Industrieländer freuen: Ihnen wird für dieses Jahr ein Wirtschaftswachstum von 4,1 Prozent vorausgesagt. Am magersten unter den G-7-Ländern ist die BRD mit ihren 2,9 Prozent dran. Kritisert der IWF: „Die Verantwortlichen (in der BRD) glauben, daß sie den Spielraum, der zuvor in der Finanzpolitik bestand, ausgeschöpft haben.“

Auch im kommenden Jahr, so der IWF, sei zu erwarten, daß aus der Dritten Welt mehr Geld in die Industriestaaten fließe als umgekehrt. Den Dritte-Welt-Ländern werden 4 Prozent Wachstum prognostiziert, die allerdings von acht Prozent für die asiatischen „Schwellenländer“ und „wesentlich schlechteren Erwartungen“ für Schwarzafrika reichen.

diba (siehe dazu auch Seite 13)

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