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Botha-Regierung verbietet Kritiker-Konferenz

Landesweite Polizeiaktionen in Rassistenstaat gegen GegnerInnen der Apartheid / Für gestern geplante Anti-Apartheid-Konferenz verboten 30 Aktivisten verhaftet / Konferenz-Veranstalter COSATU organisierte Bündnis zwischen gemäßigten und radikalen RegimekritikerInnen  ■  Aus Kapstadt Hans Brandt

Mit landesweiten Polizeiaktionen hat die südafrikanische Regierung am Wochenende dafür gesorgt, daß das am Freitag verhängte Verbot einer für Samstag und Sonntag geplanten Anti-Apartheid-Konferenz in Kapstadt eingehalten wurde.

Polizeisperren wurden auf allen Zufahrtsstraßen nach Kapstadt errichtet, mehr als 30 Aktivisten verhaftet und mehrere führende Organisatoren der Konferenz unter Hausarrest gestellt. Oppositionsvertreter verurteilten daraufhin die „Juntapolitik“ der Regierung. „Mit dem Verbot hat die Regierung erklärt, daß es keine friedliche Lösung in Südafrika geben kann“, warnte Jay Naidoo, Generalsekretär der Gewerkschaftsföderation COSATU.

Die von COSATU organisierte Konferenz, zu der 700 Delegierte von mehr als 70 Anti-Apartheid-Organisationen erwartet worden waren, war als eines der wichtigsten Ereignisse der letzten 30 Jahre angekündigt worden.

Erstmals sollten hier Vertreter eines so breit wie möglich definierten Oppositionsspektrums über eine gemeinsame Strategie zur Bekämpfung der Apartheid diskutieren. So hatten neben den schwarzen Gewerkschaften auch schwarze Geschäftsleute und liberale weiße Parteien ihre Beteiligung zugesagt. Selbst Oppositionsparteien aus den Homelands, bisher von der linken Opposition als Kollaborateure der Apartheid verurteilt, waren eingeladen worden. Lediglich die „Black Consciousness Movement“ (Bewegung des Schwarzen Bewußtseins), die eine Beteiligung von Weißen am Kampf gegen die Apartheid ablehnt, sagte ab. Sie verurteilte Einladungen an „Vertreter der herrschenden Klasse und Kollaborateure“.

Deren Einbeziehung hatte das Organisationskomitee damit begründet, daß die Regierung hoffe, genau diese gemäßigten Kräfte mit ihrer Reformstrategie für sich zu gewinnen. „Wir müssen verhindern, daß Apartheid-Kräfte zusätzliche Partner unter der Bevölkerung finden,“ heißt es in einem Konferenzdokument. Auch die vor kurzem verschärfte Arbeitsgesetzgebung, die in den nächsten Wochen geplante Verschärfung der Gesetze zur Trennung von Wohngebieten nach Rassen und die Ende Oktober bevorstehenden landesweiten Kommunalwahlen sollten diskutiert werden.

Das Apartheid-Regime vermutete hinter der Konferenz eine Verschwörung des in Südafrika verbotenen ANC und der ebenfalls verbotenen südafrikanischen kommunistischen Partei. Ein Bus, mit dem eine Anti-Apartheid-Gruppe von Johannesburg nach Kapstadt unterwegs war, wurde in der Nacht zum Donnerstag in Brand gesteckt, während die Konferenzdelegierten in einem Hotel übernachteten. Dieselben Delegierten wurden am nächsten Tag verhaftet. Sie mußten eine Nacht im Gefängnis verbringen.

Die Delegierten, die trotz dieser Belästigungen nach Kapstadt gekommen waren, wurden von dem Verbot der Konferenz schwer getroffen. Nur Galgenhumor rettete vor allzu schweren Depressionen. „Den Buren sei Dank, daß wir endlich mal ein freies Wochenende haben“, sagten die Delegierten, und gingen an den Strand.

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