: Denkblockade
■ Zur sowjetischen Antwort auf die Luftfahrt-Initiative
Alles andere als eine ablehnende Haltung der Sowjetunion auf die Luftverkehrsinitiative der Westalliierten wäre eine Überraschung gewesen. Wenn in Bonn und Berlin dennoch Enttäuschung herrscht, so ist es den abgestürzten Wunschbildern über den Stand der Ost-West-Beziehungen geschuldet. Das von Reagan an den Himmel gemalte Luftkreuz Berlin klebt am Boden, weil vergessen wurde, die Bremsklötze zu beseitigen. Deshalb sind schon mehrere Illusionen zerplatzt: Die vielen billigen Flüge, die den Berlinern als Ausgleich für verstärkten Lärm und Schmutz versprochen wurden, sind ausgeblieben. Einige Interessenten traten wegen des geringen Auslastungsgrads der Maschinen erst gar nicht an. Der Hinweis der Sowjetunion auf einen fehlenden Bedarf an zusätzlichen Flügen wiederholt nur, was die Opposition schon immer gesagt hat.
Wichtiger aber ist: Die Westalliierten und die Bundesregierung können nicht Veränderungen bei den Flugverbindungen nach Berlin anstreben, ohne gleichzeitig über den Status der Stadt zu sprechen. Und dazu gehört auch ein Nachdenken darüber, ob das Kalte-Kriegs-Denken von den Luftkorridoren als Lebensleine Berlins nicht antiquiert ist und die Luftverkehrsstraßen nicht selbstverständlicher Teil des Hoheitsgebiets einer souveränen DDR sind. Für den Aufbau eines wirklichen Luftkreuzes, das auch Verbindungen nach Osteuropa einschließt, bedarf es Verhandlungen mit der DDR. Wer den Flughafen Tegel ausbauen möchte, darf deshalb nicht den Flughafen Schönefeld in Ost-Berlin vergessen. Die Entwicklung gutnachbarlicher Beziehungen statt eines weiteren Auseinanderdriftens beider Teile Berlins würde durch eine Verknüpfung beider Flughäfen jedenfalls mehr befördert, als es ein statisches Beharren auf dem Status jemals könnte.
Gerd Nowakowski
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen