: ist das politik?
■ was nehmen schülerInnen wahr, wenn sie als zuschauerInnen ein politisches theaterstück sehen?
jürgen müller-othzen sprach mit schülern nach der aufführung des stückes: „der konsul und die terroristin“ im freiraumtheater
Silke: Für mich ist es schwierig zu sehen, was das stück aussagen will, warum das gespielt wird. Ich habe mir vorgestellt, terroristin, das ist irgendetwas mit aufstand und gewalt. aber sie ist ja gar keine terroristin, sondern er sagt, sie wäre eine. auch der titel, in diesem zusammenhang. ist das eher menschlich bezogen, ist das politisch gemeint? oder konflikte zwischen europäern und südamerikanern, also das ist nicht konkret genug.
kann das der sinn sein von politischem theater, zu zeigen, wie ein mensch an menschlichkeit gewinnt?
Nein. Eigentlich für mich nicht. ich würde das nicht als politisches theater bezeichnen. was muss politisches theater eigentlich leisten?
aktuelle themen, erstmal.
Ist das kein aktuelles thema? Andrea klar ist das ein aktuelles thema. mich persönlich hat das sehr angesprochen. das stück gibt einen anstoss, sich mit chile auseinanderzusetzen.
Dana: Wenn ich mehr gewußt hätte über die politische situation, hätte ich auch mehr sehen können. aber für uns ist das so neu, das wir erst mal gucken müssen, worum es überhaupt geht.
soll man von theater verlangen, dass die leute, die sich das angucken, vorher etwas darüber wissen müssen?
Andrea: ich find das so gut. es wird
was gezeigt, und im nachhinein kann ich mich über das problem informieren. den anstoss finde ich positiv.
heisst nicht theater politisches theater, wenn ihr anfangt, euch nicht politisches theater, wenn ihr anfangt, euch mit einem gesellschaftlichen zusammenhang zu beschäftigen, mit dem ihr euch vorher nicht beschäftigt habt?
andrea: ich bin silkes meinung, dass das kein politisches theater ist.
silke: ich hab nicht gesagt, dass das kein politisches theater ist, nur für mich kann ich das nicht sehen. ich würde vielleicht was ganz anderes daraus sehen.
gerd ich finde schon, dass das politisches theater ist und ich finde auch, dass das viel wichtiger ist, was nach dem stück passiert, als dass, was man sofort beim stück bemerkt. dann versteht man auch die sachen.
muß für euch theater realistischer sein als das, was ihr gerade gesehen habt?
ingo dieses ende ist eigentlich ganz passend. da wird ja der zuschauer angeregt, nachzudenken: wie könnte es eigentlich sein.
andrea: man muß immer überspitzen, um etwas zu erreichen. die frau muß man als terroristin machen, einen schwerverletzten muß man tot machen. man muß alles übertreiben, damit jemand aufmerksam wird.
Und das war hier oder nicht?
es hat uns das gezeigt, dass man mit der gegebenen situation nichts mehr anfangen kann.
Gespräch: jmo
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen