piwik no script img

theater unter der diktatur

■ ein gespräch mit dem iranischen schauspieler feredoun parsanejad, der seit einigen jahren in bremen lebt

hierhin bitte Bild Nr. 5

(herr mit Brille)

einfach ins Lay-out kleben

fereydoun parsanejad

taz: sie sind iraner und im iran zum schauspieler ausgebildet worden.

feredoun parsanejad: das war in der zeit von 1961 bis 1964. die akademie, die ich besuchte, war in persien damals die erste wissenschaftliche theaterakademie.

sie sind also ausgebildet nach der methode stanislawskis, und haben dann im iran gearbeitet.

ich war fünf Jahre als schauspieler am „nationaltheater“ in teheran tätig. das nationaltheater als sozialistisches theater war gegen den schah, und es war damals sehr schwierig für ein freies theater, in persien zu existieren. die staatlichen theater waren alle an die regierung gebunden. sie konnten nur spielen, was die regierung vorschrieb. das waren alles royalistische stücke. wir haben sehr viele internationale stücke gespielt, die wir natürlich ändern mußten, weil sie durch die zensur gingen. es war sehr gefährlich, solche stücke zu spielen. andauernd musste man damit rechnen, dass die geheimpolizei während einer vorstellung bewaffnet in das theater kam. der leiter unseres theaters wurde dreimal verhaftet, war mehrmals im gefängnis.

warum sind sie weggegangen?

die gesamte lebenssituation während des schah-regimes war unerträglich.in persien - nicht nur im theater - nirgends konnte man frei leben, frei denken. viele große iranische künstler, dichter, schriftsteller waren im gefängnis. während meiner studienzeit habe ich gegen den schah gearbeitet, und irgendwann kam ich auf diese liste. da wurde ein weiterer aufenthalt für mich in teheran lebensgefährlich. ich kam dann nach berlin und begann dort, film zu studieren. nach der großen demonstration gegen den schah, das war 1967, wurde ich verhaftet. die iranische geheimpolizei hatte damals in der brd viele möglichkeiten, gegen schah-gegner vorzugehen. so wurde mir mein stipendium gestrichen. ich habe mich dann bei verschiedenen theatern in deutschland beworben. damals war kurt hübner in bremen intendant. er hat mir die möglichkeit gegeben, hier zu arbeiten.

sie haben dann hier als theatermaler- und plastiker gearbeitet.

ich habe das schon in persien gemacht, und dieses spezielle fach habe ich dann in bremen gelernt. ich habe aber meinen kontakt zum iranischen nationaltheater und zur „schauspielakademie“ nicht abgebrochen. das nationaltheater wurde dann durch chomenie geschlossen. es ist seit sechs monaten im exil tätig, in zusammenarbeit mit dem internationalen theater-institut iran, dessen chef für öffentlichkeitsarbeit ich bin.

sie haben jetzt neue pläne hier in bremen.

es ist ein alter wunsch von mir, ein schauspielstudio zu gründen mit jungen, begabten menschen. ich möchte mit ihnen nach der stanislawski-methode arbeiten, um dann später mit ihnen eine ensemblearbeit zu beginnen.

würde ein so entstehendes ensemble ein freies theater sein?

ja natürlich.

denken sie, dass theater politisch sein muss?

theater muss zu allen lebensfragen und aktuellen themen stellung nehmen. also kann ein gutes, professionelles theater gar nicht unpolitisch sein. Fragen: jm

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen