Pentagon bestreitet Schwulenhatz

■ Pentagon weist Anschuldigungen gegen Berliner US-Militärpolizisten zurück / Berliner Skandal von Anfang August wird im Kongreß in Washington behandelt / US-Abgeordneter sammelt Zeugenaussagen

Berlin (taz) - Das US-Verteidigungsministerium hat jetzt in einem Schreiben an den US-Kongreßabgeordneten Gerry Studds Zeugenaussagen widersprochen, nach denen eine Gruppe von 30Schwulen und Lesben am Abend des 2.August von US -Militärpolizisten vom Gelände des Deutsch-Amerikanischen Volksfestes vertrieben worden seien. Wie die taz erfuhr, beantwortete das Pentagon nun eine entsprechende Untersuchungsanfrage, die Studds vor einigen Wochen an das Verteidigungsministerium gerichtet hatte. Die Vertreibung von 30Delegierten der Internationalen schwulen und lesbischen Jugendorganisation (IGLYO), die Anfang August in West-Berlin zu einer Tagung zusammengekommen war, hatte in den Staaten Furore gemacht. Die US-Mission in Berlin hatte das Vorgehen der Berliner MPs, die die Schwulen und Lesben des Platzes verwiesen hatten, mit „unpassendem Verhalten in der Öffentlichkeit“ begründet. Die jungen Leute hatten sich umarmt und waren zum Teil Hand in Hand über den Jahrmarkt gelaufen. Anschließend waren sie von der West-Berliner Polizei in Empfang genommen und in eine U-Bahn verfrachtet worden.

In dem Schreiben an Studds erklärt das Pentagon, nicht nur homosexuelle Paare, sonden auch heterosexuelle und Einzelpersonen seien „gebeten worden, das Fest zu verlassen“. Eine gezielte Diskriminierung der Schwulen und Lesben habe es nicht gegeben.

Das Mitglied der IGLYO, Manalo, der den Vorfall im August selbst beobachtete, bezeichnete die Stellungnahme des Verteidigungsministeriums hingegen als „unglaubliche Lüge“. Der in Los Angeles lebende IGLYO-Delegierte erklärte gegenüber der taz, er sei einer der Opfer gewesen und werde sich Studds als Zeuge zur Verfügung stellen. Ein anderer amerikanischer IGLYO-Delegierter, Douglass, forderte im Hinblick auf die Untersuchungsergebnisse des Pentagons die Einsetzung eines regelrechten Untersuchungsausschusses vor dem amerikanischen Kongreß. Die Version des Verteidigungsministeriums wird auch von deutschen Teilnehmern entschieden bestritten.

Für den Kongreßabgeordneten Gerry Studds ist der Vorfall mit dem Schreiben des Pentagons nicht geklärt und abgeschlossen. Der Pressesprecher des Parlamentariers erklärte gegenüber der taz, daß man sich mit weiteren Zeugenaussagen beschäftige. Danach wolle man über weitere Schritte - wie die Einsetzung eines Untersuchungsausschusses - entscheiden.

Der Berliner AL-Abgeordnete Wieland hat bisher noch keine Antwort auf eine entsprechende kleine Anfrage an das Abgeordnetenhaus erhalten.

Ran Jak