: Neues zur Mimik
■ Die Gesichtsmuskeln werden erforscht
Die „Sprache des Gesichts“ kennt keine kulturellen Grenzen und ist tief in der Entwicklungsgeschichte des Menschen verwurzelt. Zu dem Ergebnis kamen jetzt Wissenschaftler der Forschungsstelle für Humanethologie in der Max-Planck -Gesellschaft. Bei vergleichenden Analysen sei festgestellt worden, daß zum Beispiel der Augengruß oder das Naserümpfen in allen Kulturen vorkomme. So könne man, wie beim Augengruß den Blick, auch die Nase öffnen, indem man - wie bei einem angenehmen Geruch - die Nüstern weitet. Dieses „lüsterne Nasenblähen“ gelte als Zeichen erotischer Gestimmtheit. Umgekehrt könne man das Naserümpfen, das nur mild ablehnend wirke, noch kräftig verstärken, indem zusätzlich die Oberlippe angehoben und der Mund geöffnet werde. Auf diese „reflektorische Brechmimik“ werde dann zurückgegriffen, wenn man etwas oder jemanden „zum Kotzen“ findet. Dieser Ausdruck beinhalte in allen Kulturen eine schwere Beleidigung. Daß die mimische Sprache nicht erst erworben werden müsse, sondern sozusagen selbstverständlich über bereits vorgebahnte und fest „verdrahtete“ Bahnen laufe, hätten ferner Filme von taubblind geborenen Kindern dokumentiert. Auch ohne je ein Lächeln ihrer Mutter gesehen zu haben, zeigten sie dennoch die gleichen mimischen Ausdrucksmuster wie sehende Kinder. Schon Säuglinge verfügen dem Forschungsbericht zufolge über ein reich ausgeprägtes mimisches Repertoire, über das sie ihre Stimmungen äußern können. Daraus gehe auch hervor, daß die Mimik direkt am „Zügel der inneren Stimmungen“ hänge. Über sie lassen sich Emotionen unmittelbarer und treffender ausdrücken als durch die Sprache, die mehr der Vermittlung kognitiver Inhalte diene und durch das Bewußtsein gefiltert werde. Dies könne man auch als Tourist bei fremden Völkern, deren Sprache man nicht verstehe, feststellen: Schon ein Lächeln schafft eine freundliche Beziehung und vermittelt Kontakt.
dpa
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