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Ausbeutung bei IKEA jetzt flexibel

Flexibilisierung der Arbeitszeit für alle Filialen in der BRD geplant / In Köln und Düsseldorf hat das Management bereits freie Hand bei Überstunden-Anordnung / Betriebsversammlungen in der Freizeit  ■  Aus Hamburg Oliver Neß

Hamburg (taz) - Das Einrichtungshaus Ikea mit seinen bundesweit 17 Filialen und rund 3500 Beschäftigten plant die Flexibilisierung der Arbeitszeit für alle Niederlassungen des Konzerns. In zwei Häusern des Unternehmens, in Düsseldorf und Köln, sind bereits entsprechende Vereinbarungen zwischen den Betriebsräten und der Firmenleitung getroffen worden. Sie lassen der Unternehmensführung freie Hand bei der Anordnung von Überstunden und Mehrarbeit. Weiterhin sollen an dem angestrebten Dienstleistungsabend die Angestellten bis in die Abendstunden malochen müssen. Betriebsversammlungen dürfen nur noch außerhalb der Arbeitszeit abgehalten werden. Die Deutsche Angestellten Gewerkschaft (DAG) prüft zur Zeit, welche rechtlichen Möglichkeiten bestehen, um gegen die Beschlüsse von Düsseldorf und Köln vorzugehen. Für die DAG erklärte Berufsgruppenleiter Klimm: „Der betroffene Arbeitnehmer kann gegen die geschlossenen Vereinbarungen auf 'Sittenwidrigkeit, klagen.“ Nach Auskunft Klimms werde die DAG in den nächsten Tagen mit den Betriebsräten in Düsseldorf und Köln verhandeln. Klimm verurteilte die Maßnahmen bei IKEA als „Tendenzen, die das Arbeitsrecht und die Rechte der Mitarbeiter und Betriebsräte zurückdrehen“. Mit Prämien und Geschenken habe man die Bereitschaft der Mitarbeiter zu flexibleren Arbeitszeiten erkauft.

Für den Verkaufsleiter von Ikea, Ake Karlsson, beruhten die Vereinbarungen ausschließlich auf Freiwilligkeit der ArbeiterInnen. Wenn die ArbeitnehmerInnen das Angebot der Firmenleitung nicht annehmen wollten, würden eben neue Arbeiskräfte eingestellt.

Nach Ansicht der DAG kann von „Freiwilligkeit“ bei den Kölner und Düsseldorfer Vereinbarungen keine Rede sein. Über die taz unterbreitete Klimm IKEA gestern abend ein Gesprächsangebot, um die bestehenden Probleme auszuräumen direkte Gespräche zwischen DAG und IKEA existieren derzeit nicht.

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