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 ■ I W F - B L U E S

In dieser Rubrik bringen wir täglich Interessantes aus dem IWF-Alltag. Anrufe täglich, von 11-16 Uhr! Mit einer „eigenständigen“, aber dennoch gemeinsamen Demo wollen heute die Autonomen die Aktionstage beenden, zur Teilnahme werden auch alle anderen aufgerufen, die sich, so der Demo-Aufruf, „in den letzten Tagen aktiv gegen IWF und Weltbank zur Wehr gesetzt haben“. Das Motto der Demo für internationale Solidarität lautet: „Nicht die Schulden sind das Übel, sondern die Verhältnisse, die sie hervorbringen.“ Im Aufruf wird davon abgeraten, Motorradmasken zu tragen. Empfohlen werden dagegen Palästinensertücher „aus Solidarität mit dem palästinensischen Volksaufstand“. Treffpunkt ist um 16 Uhr auf dem Kaiser-Wilhelm-Platz. Enden soll der Marsch an der Joachimsthalerstr./Ecke Kudamm. Da der letzte Teil der Route nicht genehmigt wurde, wird dagegen jetzt juristisch vorgegangen.

Das Singen ist einer Gruppe von 15 Leuten am Dienstagabend auf dem Kudamm verboten worden. Die Demonstranten hatten in der Nähe des Cafe Kranzler deutsche Volkslieder wie z.B. „Kein schöner Land in dieser Zeit ...“ geträllert und damit ein Publikum von rund 50 Touristen erfreut - bis die Besatzung einer Polizeiwanne die Aktion störte. Die grünen Männer stellten die Personalien der SängerInnen fest und erteilten ihnen Platzverweis vom Kudamm.

Ebenfalls in der Nähe des Kranzlers wurden Dienstag abend zwei VerteilerInnen des Anti-IWF-Periodikums 'Zahltag‘ von der Polizei abgegriffen, angeblich wg. des Verdachts zum Aufruf zu Straftaten. Sie wollten gerade die letzten übriggebliebenen 180 'Zahltag'-Exemplare - die Zeitung wurde schon tagsüber auch an zahlreiche Polizisten verteilt loswerden, als die Schikane begann. Zwei Stunden mußten die beiden Verteilerinnen auf der Wache im Bahnhof Zoo sitzen. Obwohl die Polizei bis dahin keinen richterlichen Beschlagnahmebescheid hatte, behielt sie die 180 'Zahltag' -Exemplare ein.

Weil sie die Sicherung des Herrmannplaztes offenbar langweilte, kontrollierte gestern nachmittag die Mannschaft einer Wanne eine junge Frau, die im Plus-Markt einkaufen wollte. Die Beamten überprüften die Personalien, durchsuchten den Rucksack und schnupperten sogar an einem Putzmittel, das die Frau in einer Plastiktüte bei sich trug.

Übrigens, wenn „durch ein aufgewirbeltes Steinchen oder einen Einbruch eine Autoscheibe zerstört wird“, brauchen sich Autofahrer keine Sorgen mehr zu machen, denn jetzt gibt es den „Ring Deutscher Autoglaser“, der zeit- und marktgerecht für nur 20,- Mark eine vollwertige Glasbruchversicherung anbietet.

taz

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