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"Revanchismus"-betr.: Polen-Seite, taz vom 20.9.88 und Jugoslawienseite, taz vom 22.9.88

Betr: Polen-Seite 3 in der taz vom 20.9. / Jugoslawienseite3 vom 22.9.88

Es entsteht der Eindruck, daß der redaktionelle Vorspann zur Polen-Seite auf dem Boden der DDR geschrieben wurde. Ansonsten kann ich mir nicht erklären, warum die VR Polen zu „unserem Nachbarland“ avancieren konnte. Falls die Redaktion wie gewohnt in West-Berlin verweilte, erlaube ich mir den Hinweis, daß die DDR immer noch nicht einverleibt wurde, sondern sowohl vom West-Berliner- als auch vom BRD -Standpunkt her „unser Nachbarland“ darstellt.

Was die Jugoslawien-Seite betrifft, so scheint das taz -Kollektiv bewußtseinsmäßig noch in der Zeit der östereichisch-ungarischen KuK-Monarchie verhaftet zu sein. Anders kann ich mir nicht erklären, daß die Hauptstadt Sloweniens nunmehr „Laibach“ heißt, während Kroatien mit „Agram“ und die autonome Provinz Wojwodina gar mit „Neusatz“ als Hauptstädte beglückt werden. Die von den Völker Jugoslawiens bevorzugten Namen heißen hingegen Llubljana, Zagreb und Novi Sad.

Der „Ganz-Gewöhnliche-Revanchismus“ ist halt ein hartnäckiger Geselle!

Wolfgang Ratzel, Karlsruhe

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