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Massen suchen HiFi-Schnäppchen

■ Tausende drängelten sich bei der Eröffnung von "Saturn-Hansa" durch die Faulenstraße / Brinkmann-Geschäftsführer unter ersten Kunden

Zehn Stunden wälzten sich gestern mehrere tausend BremerInnen durch die Faulenstraße. Immer wieder verursachten die hektisch aus Richtung Innenstadt herbeiströmenden Menschen knäulige Zusammenballungen mit denen, die schwer beladen entgegenkamen; letztere vor allem

daran zu erkennen, daß sie alle den gleichen orangen Grinse -Planeten auf ihren weißen Plastiktüten mitführten. Die Parkhäuser der Innenstadt blieben bis zum späten Nachmittag ebenso verstopft wie die Faulenstraße selber. Grund des ungewohnten Volksaufstands: „Saturn-Hansa“, Kölner Elektro -Kaufhaus (Eigenwerbung: „gigantische Auswahl zu minimalen Preisen“) inszenierte die Eröffnung seiner Bremer Filiale.

Schon am Abend zuvor hatte der HiFi und Haushaltsgeräte -Laden mit viel Gekrache und Geblitze die Stadt auf sich aufmerksam gemacht. Tausende standen am Weserufer und folgten den von Laser-Licht untermalten Feuerwerksregen und Knallgirlanden.

Als gestern morgen um acht Uhr die Saturn-Türen aufgestoßen wurden, drängelte unter den ersten KundInnen auch der Geschäftsleiter der nahen Konkurrenz Brinkmann, Kallei, mit hinein. „Die Preise sind doch nix besonderes, alles nur No -Name-Produkte. Es gibt ein paar Angebote, aber die haben wir auch“, bilanzierte er anschließend gegenüber der taz und versprach: „Der Verbraucher wird schon richtig entscheiden.“

CD-Plattenspieler für 179 Mark, Taschenrechner für 2,95 Mark, Kaffee-Maschinen für 19,95 Mark und fernbediente Receiver für 399 Mark - trotz dieser Billig-Preise hatte Saturn-Hansa gestern sicherheitshalber einen besonders bulligen Mitarbeiter der Wach-und Schließgesellschaft vor dem Ausgang postiert, der genau hinsah, ob die großen Pappkartons mit unterhaltungselektronischem Inhalt nicht etwa an den piependen Kassen vorbeigeschmuggelt worden waren. Vor den Abteilungen mit kleineren Waren finden kleptomanisch veranlagte BremerInnen abschließbare Schränkchen, in denen sie ihre Beutel und Taschen für die Zeit des Einkaufs diebstahlsicher unterbringen können.

„Es ist so super, daß wir das kaum schaffen“, jubelte Saturn-Geschäftsleiter Voß schon am Vormittag über die „Übermacht an Menschen“ in seiner Filiale. Mit 120 MitarbeiterInnen habe er allerdings genug Personal, um den Ansturm zu verkraften, beugte er naheliegender Kritik vor. Das wiederum bestreitet Brinkmann-Geschäftsführer Kallei. 260 Mitarbeiter würde er in der Bremer Filiale von „Deutschlands größtem technischen Kaufhaus“ beschäftigen, deshalb sei

der Service auch besser als bei Saturn. „Die verkaufen ja auch Fahrräder“, kontert Saturn-Geschäftsleiter Voß etwas abfällig und fügt an: „Der Wettbewerb in Bremen wird härter werden“.

Davor wiederum hat Brinkmann-Geschäftsführer Kallei keine Angst: „Konkurrenz belebt das Geschäft“, meint er. Tatsächlich konnte gestern trotz überfülltem Saturn-Laden auch Brinkmann über Kundschaft nicht klagen. Ein guter Teil des HiFi-Menschenauflaufs schlenderte mit kleinen Zetteln an den Regalen vorbei und verglich die Preise: 30 Mark weniger kostet bei Brinkmann z.B. die Espresso-Maschine, 10 Mark weniger das Netzteil...

Ase

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