piwik no script img

Tricks im Ausschuß

■ CDU und FDP verschleppen Schmücker-Untersuchungsausschuß / Sitzung des Rechtsausschusses geplatzt / Opposition: Minderheitenrechte verletzt

Weil CDU und FDP für eine Verschleppung des Untersuchungsausschusses über „Fehlentwicklungen im Verfassungsschutz“ sorgten, platzte gestern die Sitzung des Rechtsausschusses. SPD und AL zogen unter Protest aus. Die Regierungsparteien hatten beschlossen, beim Wissenschaftlichen Parlamentsdienst zunächst ein Gutachten über die Zulässigkeit des Untersuchungsauftrages einzuholen. Die SPD fürchtete gestern, „auf lange Sicht“ könne der Ausschuß nun seine Arbeit nicht aufnehmen. Er sollte sich mit der Verwicklung des Verfassungsschutzes in den Mordfall Schmücker und mit dem jüngsten Verfassungsschutzbericht über die Berliner Parteien beschäftigen.

SPD und AL warfen der Parlamentsmehrheit nun vor, die Minderheitenrechte beschnitten und die Verfassung verletzt zu haben. Das Recht der parlamentarischen Opposition, Untersuchungsausschüsse durchzusetzen, dürfe „in keiner Weise in das Belieben der die Regierung tragenden Mehrheit gestellt werden“, protestierte SPD-Chef Momper. Die CDU -Abgeordnete Saß-Viehweger berief sich gleichermaßen auf die Verfassung. Sie stieß sich an „Wertungen“ und „behaupteten Tatsachen“ im von der SPD formulierten Untersuchungsauftrag. Die Verfassung weise Untersuchungsausschüssen jedoch lediglich die Aufgabe zu, „Tatbestände“ aufzuklären. „Man kann ja streiten, ob das stimmt, was wir sagen“, räumte die CDU-Abgeordnete auf Nachfragen ein. Eben das müßte nun jedoch der Wissenschaftliche Parlamentsdienst klären. Außerdem sei die Arbeit des Verfassungschutzes „nicht geeignet“, in der Öffentlichkeit erörtert zu werden. Anders gestern SPD-Chef Momper: eine Aufklärung der Vorgänge sei in der nichtöffentlichen Kontrollkommission PKK unmöglich gewesen. CDU und FDP, kritisierte Momper, lehnten eine Kontrolle des Verfassungsschutzes „offen“ ab.

hmt

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen