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Kein freies Wort

■ Christian Geissler distanziert sich von dem Text, mit dem der Rotbuch-Verlag seinen Roman "Kamalatta" ankündigt

Es war vorherzusehen. Nun ist es nicht mehr zu ändern. Es ist aber zu bemerken. Der Verlag macht öffentlich mit meiner Arbeit Kamalatta, was er will: die Fälschung. Er will verfälschen, öffentlich, was wirklich los ist: Kamalatta.

Begrenzt, aber doch, hat der oder die im Verlag eine Ahnung von Sprache. Kein Wort geht los ohne Interesse. Das weiß man. Das weiß frau besonders. Es gibt nicht das freie Wort. Es geht unser Wort. Oder das Wort der anderen, des Feindes. Das ist erkennbar von Text zu Text, Wort zu Wort, überall, längst, jeden Tag. Auch im Verlagstext zu Kamalatta ist das Interesse erkennbar:

„Kamalatta handelt vom Anschlag einer terroristischen Gruppe und spricht damit eine bundesdeutsche Vergangenheit an, die wie ältere deutsche Traumata bis heute nicht bewältigt wurde. Kamalatta erzählt (...) aus dem Blickfeld der Terroristen...“

Das ist Interessensprache gegen das Interesse Kamalatta. Die Wortweichen werden gestellt. Reiseziel Irreführung. Kein neuer Fahrplan. Der uralte Schaden rollt an, die Schädlichkeit, mächtig.

Anschlag einer terroristischen Gruppe: Kamalatta sagt das durch alle 536 Seiten mit Absicht anders, sagt so: der Angriff einer bewaffnet kämpfenden Gruppe jetzt.

Eine bundesdeutsche Vergangenheit: Kamalatta sagt das durch alle Seiten genau anders, sagt so: Nichts ist vergangen, nichts ist vergessen. Sagt: heute noch, jetzt.

Aus dem Blickfeld der Terrroristen: Kamalatta sagt's anders, sagt: Unser Blickfeld vor unseren offenen Augen ist vielfältig kompliziert. Zwischen Kind und Knarre, Werftkampf und DDR, Liebe und Tod, Arbeitslosigkeit und Schottlandfahrt, Knieschuß und Haydn, Wissen und Wut ist alles unser Feld, unser Land. Kamalatta sagt: Wir kreisen ab, fallen ein.

Wie ältere deutsche Traumata... bewältigt: Hier wird es nun deutlich niederträchtig, widerlich deutlich feindlich, das Interesse eines Verlages gegen das Buch, das er kennt, das er herausbringt, gegen dessen ganze Nachricht er nun öffentlich loszieht mit den übelsten Mitteln. Denn diese Sprache von Trauma und Bewältigung, deutsch und Vergangenheit, die wir alle bindend verflucht gut kennen, will zueinanderketten Nazidreck und bewaffneten Klassenkampf jetzt, Auschwitz und Antiimperialismus. Das ist infam. Das ist das infame Interesse der anderen Seite. So denunziert der Verlag den Anfang, den Aufbau, das Elend kommunistischer Kämpfe in Westeuropa. So hat er Lust auf die Niederlage, nein: Niedermache. So macht der Verlag Interessenpolitik auf der Höhe der Zeit.

So ist das mit den Interessen. Ein Verlag verfälscht öffentlich den politischen Begriff eines Autors. Er schadet dem Interesse einer Arbeit, für deren redliche Präsentation er vertraglich verantwortlich ist. Er schadet. Daran ist nichts mehr zu ändern. Jetzt rennt der Dreck durch alle Kulturredaktionen, wird dort gepickt, eingefüttert in alle Folgetexte. Das kennt man. Das wird Kamalatta nie wieder los. Das will der Verlag. Aber das ist bemerkt worden: Feindschaft, schleichend. Es wird noch viel schlimmer kommen. Es wird gewarnt. Kamalatta.

Christian Geissler

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