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Friedensnobelpreis für UN-Truppen

■ Nobelkomitee würdigt Einsatz der "Blauhelme" und "Blaukäppis" in Krisenregionen / UN-Generalsekretär Perez de Cuellar "erfreut und stolz" / Größtes UN-Kontingent im Libanon / Preisverleihung...

Oslo (afp) - Der diesjährige Friedensnobelpreis wird an die Friedenstruppen der UNO verliehen. Dies gab das norwegische Nobelkomitee am Donnerstag in Oslo bekannt. Der Preis in Höhe von 350.000 Dollar ist für alle 14 Truppen bestimmt, die seit 1948 von den Vereinten Nationen zum Abbau von Spannungen in Krisenregionen entsandt worden sind. Er geht zu gleichen Teilen an die bewaffneten Truppen, die sogenannten „Blauhelme“, und an die „Blaukäppis“, die Beobachter. In ihrer Begründung würdigte die Jury den Einsatz der Truppen, die „unter extrem schwierigen Bedingungen“ zum Abbau der Spannungen in den Regionen beigetragen haben, in denen ein Waffenstillstand zwar etabliert war, ein Friedensabkommen jedoch noch ausgehandelt werden mußte.

Seit 1948 wurden die Truppen immer wieder als eine Art Feuerwehr in Spannungsgebiete entsandt, um über die Respektierung von Verträgen, über Truppenabzüge oder über die Aufrechterhaltung des Friedens zu wachen. „In derartigen Situationen“, hieß es in der Begründung des Komitees weiter, „stehen diese Truppen für den erklärten Willen der Staatengemeinschaft zu Frieden durch Verhandlungen“. Durch ihre Präsenz hätten sie einen „entscheidenen Beitrag“ für das Zustandekommen der gegenwärtigen Friedensverhandlungen geleistet.

In einer ersten Reaktion zeigte sich UNO-Generalsekretär Javier Perez de Cuellar „erfreut und stolz“ über die Verleihung des Friedensnobelpreises an die UNO-Truppen. Sie stelle eine „Würdigung des Mutes und der Opfer“ der Mitglieder dieser Truppen dar, erklärte er vor der UNO -Vollversammlung in New York. Das Nobelkomitee habe mit seiner Entscheidung erkannt, daß die „Suche nach Frieden eine universelle Unternehmung ist, in die alle Nationen und alle Völker der Welt verwickelt sind“. Die jüngsten Erfolge der UNO seien nicht zufällig eingetreten, sondern seien das Ergebnis jahrelanger Ausdauer und Hingabe.

Erfreut zeigte sich der Kommandant der 1948 gegründeten Waffenstillstandsüberwachungskommission im Nahen Osten (UNTSO), Generalleutnant Martin Vadset. Dies sei eine „schöne Anerkennung der Bemühungen der Vereinten Nationen um den Weltfrieden“, erklärte der Norweger. Gleichzeitig sah er darin eine Ermutigung an alle anderen Länder, die Friedenstruppen auch weiterhin zu unterstützen.

Das Nobelkomitee erinnerte bei seiner Entscheidung an den UNO-Truppeneinsatz 1960 im damaligen Belgisch-Kongo (Zaire) und an den Einsatz im indischen Bundesstaat Kashmir an der Grenze zu Pakistan. Hauptbetätigungsfeld bleibt jedoch nach Ansicht der Jury der Nahe Osten, wohin erstmals 1948 Beobachter entsandt worden. Das größte UN-Kontingent ist seit 1978 im Süd-Libanon stationiert.

Die offizielle Verleihung der Nobelpreise erfolgt am Todestag Alfred Nobels, am 10. Dezember durch den schwedischen König.

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