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Geschichte gemeinsam

■ Griechisch-deutsche Seminarreihe

Um griechische Juden vor der Verfolgung durch die deutschen Nazis zu schützen, tat der Polizeipräsident von Athen etwas, was seinem Amt diametral entgegensteht: Er gab falsche Ausweise aus. Der Erzbischhof stand ihm nicht nach: Er führte Scheintaufen aus: Jüdische Kinder wurden in die Kirchenbücher der christlichen Gemeinden eingetragen. Dennoch wurden fast alle griechischen Juden nach Auschwitz deportiert. Organisator der Todeszüge: Der Wehrmachtsoffizier Max Merten, der vor dem Berliner Landgericht vom späteren Bundespräsident Gustav Heinemann verteidigt und nie bestraft wurde.

Solche und viele andere Details aus der „Gemeinsamen Geschichte von Deutschen und Griechen“ werden in Bremen bisher nur in kleinem Kreis erzählt: in einer Seminarreihe des Dachverbandes ausländischer Kulturvereine (DAB), zu der sich oft nur eine Handvoll ZuhörerInnen einfindet. Bisher gings bei der Reihe zum Beispiel um um die Eroberung Griechenlands durch die deutsche Wehrmacht und um deutschen Soldaten, die von der Wehrmacht desertierten und sich den griechischen Partisanen angeschlossen. Referent zu diesen Themen war der DAB-Vorsitzende und frühere griechische Gastarbeiter Gregorios Panayotidis.

Am vergangen Mittwoch referierte Eberhard Rondholz, Redakteur beim Westdetuschen Rundfunk, über die Vernichtung der griechischen Juden. Bis in unser Jahrhundert hinein sei die nordgriechische Stadt Saloniki ein überwiegend jüdische Stadt gewesen, berichtete er. Ihre Muttersprache: ein altertümliches Spanisch. Denn diese „sefardischen“ Juden waren vor der Zwangschristianisierung der spanischen Monarchen geflohen. Vor der nazideutschen Vernichtung blieben nur etwa 2.000 salonikische Juden verschont.

Die folgenden Themen der Seminarreihe versprechen ebenso interessant zu werden wie die vergangenen: Am kommenden Mittwoch um 20 Uhr im DAB-Zentrum geht es um die Befreiung Griechenlands durch die Partisanen. Referent Gregorios Panayotidis wird dabei besonders auf die Rolle der Westmächte eingehen. Letztes Thema der Reihe: „Griechen in Bremen - Kriegsgefangene, Zwangsarbeiter, Arbeitsemigranten“.

mw

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